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Wirtschaft & Finanzen

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MAA sprach mit Dr. Annika Schürle

Mehr als Münzen und Scheine: Wie Geld unsere Entscheidungen lenkt

Was genau ist Geld – und wie beeinflusst es unser Leben? Die Volkswirtin Annika gibt Einblick in die Mechanismen von Inflation, Zinsen und Sparverhalten. Sie erklärt, warum wirtschaftliche Entscheidungen so individuell sind – und wie unser Verständnis von Geld unsere finanzielle Zukunft mitbestimmt.

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Bild: Annika Schürle, privat

Annika, du kennst dich gut mit Geld aus. Warum?

Ich habe mich an der Universität intensiv mit dem Thema Geld beschäftigt. Meinen Bachelor in Wirtschaftswissenschaften habe ich an der Uni Konstanz gemacht und mich dann im Master auf Volkswirtschaftslehre spezialisiert. Dabei hat mich besonders die Makroökonomik fasziniert – und speziell die Frage, wie Geld und die Politik der Zentralbank das Verhalten von Individuen beeinflusst. Das Thema hat mich so sehr beschäftigt, dass ich mich schließlich entschieden habe, auch in diesem Bereich zu promovieren, in der sogenannten monetären Makroökonomik. In meiner Doktorarbeit habe ich mich mit den unterschiedlichen Effekten von langfristigen Inflationsraten auf Individuen beschäftigt und wie solche Effekte wirtschaftliche Entscheidungen beeinflussen.



Da bist du also eine Expertin zum Thema Geld.

Ich würde sagen, Geld ist ein sehr weites Feld – aber ja, ich habe mich intensiv vor allem mit der Theorie befasst. Dazu gehören Fragen rund um Preissetzung, Preisanpassungen, Lohnentwicklung und natürlich Inflation. Diese Themen hängen eng mit Geld zusammen. Geld selbst ist ja eigentlich ein Mittel, um Transaktionen zu erleichtern. Mein Schwerpunkt lag dabei eher auf den Effekten von Preisveränderungen und Inflation – und zwar auf individueller Ebene, also bei Menschen wie dir und mir.



Du hast also ganz konkret geschaut, wie sich Inflation auf einzelne Menschen auswirkt?

Genau, ja. In der heutigen Forschung auf dem Gebiet der Volkswirtschaftslehre liegt der Fokus stark auf individuellen Entscheidungen und deren Auswirkungen, weil wir heute einfach über die technische Rechenleistung verfügen, um sehr komplexe Modelle mit viel Heterogenität zu berechnen. Dadurch können wir zum Beispiel auch Ungleichheit besser erfassen – ein Thema, das in der aktuellen VWL-Forschung eine große Rolle spielt.



Das heißt die ungerechte Verteilung von Geld?

Möglicherweise, ja. Wobei Volkswirte selten direkt von “Ungerechtigkeit” sprechen. Vielmehr betrachten wir die Ungleichverteilung von Geld oft als Konsequenz von individuellem Verhalten.




Vielmehr betrachten wir die Ungleichverteilung von Geld oft als Konsequenz von individuellem Verhalten.




Es geht also darum: Welche Präferenzen habe ich? Wie viel Zeit stecke ich in meine Ausbildung oder in Arbeit und wie bzw. wie viel spare ich? Bin ich risikoavers und lasse mein Geld lieber auf dem Girokonto, oder bin ich bereit, ein gewisses Risiko einzugehen und bekomme dafür vielleicht eine gute Rendite? Solche Entscheidungen führen dann zu unterschiedlichen finanziellen Situationen – und daraus ergibt sich eine gewisse Ungleichverteilung, die wirtschaftlich erklärbar ist.



Bevor wir tiefer in die Effekte auf Individuen einsteigen – was ist denn eigentlich Geld?

Geld ist grundsätzlich ein Aktivum, also ein Vermögenswert, der vor allem für den Tausch und Handel verwendet wird und allgemein akzeptiert ist. Es erfüllt drei zentrale Funktionen: Es ist Wertaufbewahrungsmittel, Tauschmittel und Recheneinheit. Wenn diese drei Funktionen erfüllt sind, sprechen wir von Geld.



Wie hat sich Geld entwickelt?

Geld wird schon sehr lange in verschiedenen Formen genutzt. In der Steinzeit wurde zum Beispiel mit Dingen gehandelt, die einen eigenen, sogenannten intrinsischen Wert hatten – also Felle, Getreide, Fisch oder bestimmte Metalle. Diese Dinge konnte man nutzen und gleichzeitig als Tauschmittel einsetzen. Mit der Zeit ging man dazu über, Metalle als Zahlungsmittel zu verwenden, dann kamen Münzen auf, die entweder einen Eigenwert hatten oder denen ein bestimmter Wert zugeschrieben wurde. Später entwickelte sich daraus das sogenannte Fiat-Geld, wie wir es heute kennen – also Münzen und Scheine, denen wir einen Wert zuschreiben, obwohl sie materiell gesehen kaum etwas wert sind.




Später entwickelte sich daraus das sogenannte Fiat-Geld, wie wir es heute kennen – also Münzen und Scheine, denen wir einen Wert zuschreiben, obwohl sie materiell gesehen kaum etwas wert sind.




Ein 10-Euro-Schein besteht ja nur aus Papier – er hat keinen echten Eigenwert. Wir akzeptieren ihn als Zahlungsmittel, weil das gesellschaftlich und gesetzlich so normiert ist. Das ist sehr praktisch: Fiat-Geld ist haltbar, klar im Wert und einfach im Umgang.



Also hatten frühere Zahlungsmittel einen echten Wert ?

Ja. Gold spielt bis heute eine gewisse Rolle, aber es ist nicht mehr alltagstauglich als Zahlungsmittel. Wenn ich heute mit einem Goldbarren zum Bäcker gehe, werde ich vermutlich kein Brot dafür bekommen. Gold ist eher ein Wertaufbewahrungsmittel – ein sogenanntes Asset – aber nicht mehr praktisches Tauschmittel. Beim Goldstandard – den es tatsächlich bis in die 1970er Jahre gab – war es so, dass Währungen an den Wert von Gold gekoppelt waren. Das hatte den Vorteil, dass Wechselkurse stabil waren. Der Nachteil war jedoch, dass Zentralbanken dadurch in ihrer Handlungsfreiheit eingeschränkt waren. In wirtschaftlichen Krisenzeiten war es wichtig, flexibel auf Entwicklungen reagieren zu können – etwa durch Anpassung der Währung. Deshalb wurde der Goldstandard schließlich aufgegeben.



Heißt das, dass Zentralbanken heute flexibler reagieren können – zum Beispiel auf politische oder wirtschaftliche Krisen?

Genau. Eine wichtige Aufgabe von Zentralbanken ist es, unabhängig von der Politik zu agieren und wirtschaftliche Stabilität zu gewährleisten. Das bedeutet, dass sie ihre Geldpolitik anpassen können, zum Beispiel bei einer Rezession. So haben wir es nach der Finanzkrise erlebt – da wurde der Leitzins stark gesenkt, um Liquidität in die Wirtschaft zu bringen.



Und was genau machen Zentralbanken eigentlich? Es gibt ja die EZB, aber auch die Bundesbank. Was ist ihre Aufgabe, wenn man dort als Privatperson gar kein Geld anlegen kann?

Stimmt – als Privatperson kann man dort kein Konto eröffnen. Zentralbanken agieren nur im Zusammenspiel mit Geschäftsbanken. Ihre Hauptaufgaben sind zwei Dinge: Zum einen die Konjunkturstabilität – also die Wirtschaft in Schwung zu halten. Die noch wichtigere Aufgabe ist aber die Preisstabilität. Die Zentralbank soll darauf achten, dass die Inflation – also die allgemeine Preisentwicklung – stabil bleibt. Die Europäische Zentralbank (EZB) verfolgt zum Beispiel ein Inflationsziel von rund zwei Prozent. Die Bundesbank war deutsche Zentralbank zu Zeiten der D-Mark, die geldpolitischen Entscheidungen zum Euro trifft heute aber die EZB.



Angenommen, die Inflation steigt plötzlich stark. Was kann die EZB dagegen tun?

Das klassische Instrument der EZB ist die Veränderung des Leitzinses. Aber zuerst muss sie analysieren, woher die Inflation überhaupt kommt. Wenn zum Beispiel die Nachfrage stark steigt – also viel konsumiert wird – kann es zu Engpässen kommen. Unternehmen reagieren dann mit Preisanpassungen, wodurch die Inflation steigt.

 

 

Wie reagieren Zentralbanken auf solche Entwicklungen?

Die Zentralbank versucht, diesen Nachfrageeffekt zu dämpfen, indem sie die Zinsen erhöht. Das schafft einen Anreiz zum Sparen: Statt Geld auszugeben, überlegen sich viele, es lieber auf dem Konto zu lassen. Dadurch wird die Nachfrage ein Stück weit gedämpft.



Und Firmen haben höhere Kapitelkosten?

Genau. Einerseits wird der Sparer motiviert, weniger zu konsumieren. Andererseits wird es für Unternehmen schwieriger, zu investieren, weil Kredite teurer werden. Das kann die Konjunktur ein Stück weit abschwächen. Man muss solche Effekte immer im jeweiligen Kontext betrachten.



Und wie hat sich das auf die Zinspolitik der EZB ausgewirkt?

Seit rund 20 Jahren befinden wir uns in einer Phase mit geringem Wachstum und wenigen Aufschwüngen. Die Zinsen waren gleichzeitig sehr niedrig. Die EZB konnte sie irgendwann nicht weiter senken, weil wir bei der sogenannten “Zero Lower Bound” angekommen waren – also bei einem Zinsniveau von Null.



Was bedeutet das konkret?

Wenn der Nominalzins bei Null liegt, kann man ihn nicht mehr senken, um die Konjunktur anzukurbeln. Also musste sich die Zentralbank etwas Neues überlegen – wie zum Beispiel die Anleihenkäufe, das sogenannte „Quantitative Easing“.



Was passiert dabei genau?

Dabei kauft die Zentralbank in großem Stil Anleihen und gibt dafür Währung aus – also beispielsweise den Euro. So wird versucht, zusätzliche Liquidität in der Volkswirtschaft zu schaffen. Die Zentralbank muss sich stets an veränderte Gegebenheiten anpassen und optimal reagieren. Gerade heute sind das keine einfachen Zeiten für geldpolitische Entscheidungen.



Wie wirkte sich das konkret aus?

Nach der Pandemie begann die Inflationskrise. In Europa hatte sie nicht nur einen Nachfrageeffekt, sondern auch eine starke Energiekomponente – wir sprechen hier von „importierter Inflation“. Energie wird importiert, ist aber essenziell – sowohl für Haushalte als auch für die Industrie. Der extreme Preisschock hat sich durch nahezu alle Wirtschaftsbereiche gezogen.



Der extreme Preisschock hat sich durch nahezu alle Wirtschaftsbereiche gezogen.



Das macht es für die Zentralbank schwer, langfristig gegenzusteuern. Sie muss die Wirtschaft stets sehr genau im Blick behalten.



Was genau ist der Leitzins eigentlich?

Der Leitzins ist der Zinssatz, zu dem sich Geschäftsbanken Geld bei der Zentralbank leihen können.



Und wie funktioniert das?

Geschäftsbanken verwalten unsere Spareinlagen, etwa vom Gehalt. Ein Teil dieses Geldes wird als Kredit weitergegeben – an Unternehmen oder private Haushalte. Dadurch entsteht sogenannte Geldschöpfung, weil das Geld mehrfach im Umlauf ist. Wenn eine Bank kurzfristig mehr Liquidität braucht, kann sie sich diese – zum Beispiel über Nacht – bei der Zentralbank leihen, eben zum aktuellen Leitzins. Das ist eines der wichtigsten geldpolitischen Steuerungsinstrumente.



Was ist, wenn eine lokale Bank, zum Beispiel die Kreissparkasse Ostalb, genauso viele Spareinlagen hat, wie sie Kredite vergibt?

Dann braucht sie grundsätzlich kein zusätzliches Geld von der EZB – zumindest nicht für diesen Zweck. Banken müssen allerdings immer gewisse Mindestreserven vorhalten, die von der EZB geregelt werden. Darüber hinaus gibt es manchmal auch Überschussreserven. Wenn alles im Gleichgewicht ist, ist der Zugriff auf die Zentralbank nicht zwingend nötig.



Wir haben den Begriff Inflation öfter gestreift. Was bedeutet er eigentlich?

Inflation bezeichnet die allgemeine Preissteigerung innerhalb eines bestimmten Zeitraums – in der Regel wird sie jährlich gemessen. Man vergleicht zum Beispiel das erste Quartal dieses Jahres mit dem des Vorjahres. Gemessen wird das üblicherweise mit dem sogenannten Verbraucherpreisindex.



Was umfasst dieser Index genau?

Der Verbraucherpreisindex erfasst, was ein durchschnittlicher Konsument in einem Jahr kauft – also einen typischen Warenkorb. Das Statistische Bundesamt berechnet, was dieser Warenkorb letztes Jahr gekostet hat und was er heute kostet.




Das Statistische Bundesamt berechnet, was dieser Warenkorb letztes Jahr gekostet hat und was er heute kostet.




Die Differenz ergibt die Inflationsrate, wie man sie etwa in der Tagesschau hört.



In dem Warenkorb sind die Produkte des täglichen Bedarfs?

Nicht ganz. Tatsächlich ist die Berechnung sehr komplex. Es sollte eigentlich auch die Wahrscheinlichkeit berücksichtigt werden, dass ein Durchschnittskonsument sich in einem Jahr vielleicht doch einen Flachbildschirm oder ein neues Smartphone zulegt. Dazu kommen noch viele weitere Posten: Energie, Miete, Ausgaben für Sprit, Kinobesuche oder Restaurantbesuche. Im Prinzip ist alles enthalten, was wir im Alltag konsumieren.



Das klingt deutlich umfangreicher als ein Einkaufswagen bei Rewe.

Genau! Der Begriff “Warenkorb” klingt zwar einfach, aber Volkswirte nutzen ihn eher als bildhafte Beschreibung. Dahinter steckt die Idee, ein komplettes Konsumbündel des durchschnittlichen Alltags abzubilden.



Aber ist “durchschnittlicher Alltag” nicht für jeden etwas anderes?

Absolut. Wenn wir ehrlich sind: Du konsumierst wahrscheinlich ganz andere Dinge als ich. Wenn wir mal auflisten würden, wofür du dein Geld ausgibst und wofür ich, dann kämen da sehr unterschiedliche Listen heraus. Die offizielle Inflationsrate bildet eben nur einen Durchschnitt ab – unsere persönliche Inflation hängt stark von unseren eigenen Konsumgewohnheiten ab. Dazu kommen noch Faktoren wie Einkommen und Vermögen. Wenn ein Haushalt den Großteil des Budgets für Miete und Energie aufwendet – zwei Bereiche, die zuletzt besonders stark gestiegen sind – dann erlebt er eine deutlich höhere persönliche Inflation. Besonders Haushalte mit niedrigem Einkommen waren in den letzten Jahren davon stark betroffen.



Viele Menschen empfinden die Inflation als viel höher, als sie offiziell angegeben wird. Woher kommt dieses Gefühl?

Ein möglicher Grund liegt in der persönlichen Wahrnehmung. Vielleicht sieht man im Supermarkt, dass Butter teurer geworden ist, aber man nimmt nicht wahr, dass Sprit günstiger wurde oder dass sich die Nebenkosten entspannt haben.



Inflation ist also sehr individuell?

Sie hängt davon ab, was wir konsumieren. Und oft vergessen wir dabei auch, dass sich unser Einkommen ebenfalls verändert. Steigende Löhne oder Renten gleichen einen Teil der Preissteigerungen aus – das wird in der gefühlten Inflation oft nicht berücksichtigt. Viele Menschen haben noch den Preis von vor fünf Jahren im Kopf, denken aber nicht daran, dass sie heute vielleicht deutlich mehr verdienen.




Viele Menschen haben noch den Preis von vor fünf Jahren im Kopf, denken aber nicht daran, dass sie heute vielleicht deutlich mehr verdienen.




Letztendlich geht darum, wie viel ich mir mit meinem Einkommen tatsächlich leisten kann. Und da zeigt sich, dass die Löhne in den letzten Jahren teilweise sogar stärker gestiegen sind als die Preise. Viele Menschen nehmen diese positive Entwicklung nicht immer wahr, weil es schwer ist, das eigene Einkommen mit der Preisentwicklung korrekt zu vergleichen. 



Liegt das an einem irrationalen Umgang mit Zahlen?

Studien zeigen, dass Menschen mit dem Begriff der Inflation Schwierigkeiten haben. Auf die Frage, welche Inflationsrate sie in den nächsten drei Jahren erwarten, sagen manche: 400 Prozent – einfach, weil sie kein Gefühl für die Größenordnung haben. Solche Fragen werden in sogenannten „Labs“ untersucht – also in experimentellen Studien, in denen Menschen befragt werden.



Solche Studien könnten auch helfen zu verstehen, warum viele die Inflation als höher empfinden, als sie ist.

Absolut. Das wäre ein spannendes Thema für die Forschung: Welche Faktoren beeinflussen unsere Wahrnehmung von Inflation? Das könnte man im Labor sehr gut testen.



Kann das System „Geld“ auch kollabieren?

Ja, theoretisch kann es das. Ein Beispiel sind sogenannte Bank Runs – davon hat man gerade in Krisenzeiten schon öfter gehört. Wenn Menschen das Vertrauen in ihre Währung verlieren und befürchten, dass sie an Wert verliert, wollen viele gleichzeitig ihr Geld abheben. Wenn das alle machen, kann das tatsächlich Banken ins Wanken bringen und die Währung abwerten. Das zeigt, wie sehr das System vom Vertrauen der Menschen abhängt. Aber das passiert in der Regel nur in Zeiten, in denen ein extremes Misstrauen gegenüber den Banken, der Zentralbank oder der Währung herrscht – etwa in Finanzkrisen. Normalerweise versuchen Staat und Zentralbank dann, dieses Vertrauen wieder zu stärken und gegenzusteuern. Gerade im Euroraum ist es eher unwahrscheinlich, dass die Währung einfach so kollabiert. Das System ist stabil und wird sehr genau überwacht.



Warum funktioniert unser Bankensystem trotzdem im Alltag so gut?

Das liegt daran, dass nicht alle gleichzeitig ihr Geld abheben wollen – und auch gar nicht könnten. Das Geld ist ja größtenteils als Kredit im Umlauf, also z. B. in Häusern „verbaut“, die finanziert wurden. Die Bank hat nur einen kleinen Teil als Reserve. Wenn wir alle morgens aufstehen und gleichzeitig zum Geldautomaten gehen würden, um unser Girokonto leerzuräumen, würde das schlicht nicht funktionieren.



Wie sieht das dann aus Sicht des Einzelnen aus?

Für den Einzelnen stellt sich das natürlich etwas anders dar. Man hat seine Einnahmen, die einem zufließen, und seine Ausgaben, die abfließen. Und ein gewisser Betrag bleibt dann übrig. Diesen kann man sparen beziehungsweise anlegen, denn anlegen ist ja eine Form des Sparens  – was ja gerade bei uns Schwaben sehr beliebt ist (lacht)



Kann man durch Sparen eigentlich reicher werden?

Klar, dabei ist es wichtig zu verstehen, dass wir unser Geld nominal anlegen. Wenn ich am Monatsende 10 Euro übrig habe und sie auf mein Konto lege, sind das nominal 10 Euro. Aber durch Inflation verliert dieser Betrag real an Wert – das heißt, ich kann mir morgen vielleicht weniger dafür kaufen.



Reicher wird man also nur, wenn man mehr als die Inflationsrate erwirtschaftet?

Genau. Wenn ich mein Geld so anlege, dass ich mindestens die Inflation ausgleiche, dann bleibt der Wert meines Geldes erhalten. Und wenn ich mehr als das erwirtschafte – also eine echte Rendite habe –, dann kann ich tatsächlich Vermögen aufbauen.



Du hast vorhin Kryptowährungen angesprochen. Wie schätzt du deren Rolle ein?

Kryptowährungen sind aus meiner Sicht keine echten Währungen, sondern spekulative Finanzanlagen. Das Kriterium der Wertaufbewahung für Geld ist also nicht erfüllt. Außerdem werden Kryptowähreungen nicht von einer offiziellen Zentralbank ausgegeben. Sie sind extrem risikobehaftet und nicht diversifiziert. Die Volatilität – also die Schwankung – ist enorm, wie man in den letzten Jahren gut sehen konnte. Wer dort investiert, muss sich des hohen Risikos bewusst sein.



Vielen lieben Dank für deine spannenden Ausführungen.

Sehr gerne.

Sonja Krauß Logo RZ rot_X.png
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