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Wissen & Bildung

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MAA sprach mit Monique Heberling und Marius Fischer

Aus Versehen Unternehmer – als der Tee zu leben begann und zu Kombucha wurde

Eigentlich wollte Monique und nur ein bisschen mit Kombucha rumprobieren – jetzt hat sie gemeinsam mit ihrem Bruder Marius ein Start-up, das die Mikroben tanzen lässt. Zwischen Teesäcken, Studienprojekten und Familienlogistik entstand „Erfrischerling“ – ein Getränk, das nicht nur gut schmeckt, sondern auch zeigt, wie lecker Handarbeit und Leidenschaft sein kann. Im Interview gibt es einen ermutigenden Blick in eine „happy company“.

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Bild: Fischer, privat

Monique, wie hat Erfrischerling begonnen?

Monique: Ich habe 2019 zum ersten Mal von Kombucha gehört. Eine meiner besten Freundinnen hat mich darauf aufmerksam gemacht. Ihr Mann kommt aus den USA, dort ist Kombucha schon viel bekannter. Wir beide haben Lebensmitteltechnologie und Ernährungswissenschaften studiert und interessieren uns sehr für alles rund um Ernährung und Lebensmittel. Also haben wir einfach mal angefangen, das Ganze hobbymäßig zu Hause in einem kleinen Glas auf dem Fenstersims herzustellen. Da sie an der Schweizer Grenze wohnt und wir uns nicht oft sehen konnten, haben wir unsere Fortschritte immer über FaceTime ausgetauscht. Aus dem kleinen Glas wurde schnell ein größeres, damit auch die Familie mitprobieren konnte. Mein Papa wollte irgendwann mal ein ganzes Glas für sich allein – es reichte einfach nie für alle. So ist das Projekt zu Hause Stück für Stück gewachsen. Zu dieser Zeit habe ich in Aalen meinen zweiten Master gemacht – Business Development mit Fokus auf Produkt- und Start-up-Management. In einem Studienprojekt sollten wir ein Geschäftsmodell entwickeln. Ich habe damals „fiktiv“ Kombucha als Produkt vorgestellt und den ersten Prototyp verkosten lassen. Im Januar 2021 habe ich dann offiziell gegründet. Anfangs war das noch ein Hobby neben dem Beruf – ich war damals am Ende meines Studiums. Aber gegen Ende des Jahres 2021 wurde daraus mein Vollzeitjob. Und seither bauen wir das Ganze – mittlerweile zu zweit mit Marius – Schritt für Schritt aus.

 


Das heißt, du bist direkt aus dem Studium bzw. aus einem Studienprojekt heraus gestartet?

Monique: Nicht direkt aus dem Studienprojekt. Das hat sicher eine Rolle gespielt, aber ich würde eher sagen, es hat sich aus dem Hobby heraus entwickelt. Es war einfach etwas, das ich richtig gern gemacht habe – und daraus ist dann das Ganze entstanden.

 


Wie lange hat es gedauert, bis aus dem Hobby ein echter Job für dich wurde?

Monique: Ich habe im Januar 2021 gegründet und im Herbst desselben Jahres meinen bisherigen Job aufgegeben. Es hat also rund ein Dreivierteljahr gedauert.

 


Damals warst du aber noch allein. Wann kam die Unterstützung durch Marius dazu?

Monique: Marius kam letztes Jahr in Vollzeit dazu. 2022 war ich noch in Dewangen im Adler – da haben wir auf einem sehr kleinen Maßstab produziert, ungefähr 50 Liter. Marius war damals als Werkstudent dabei und hat schon mitgeholfen. Dann haben wir unseren ersten 500-Liter-Tank angeschafft und gedacht, der würde erst mal reichen. Aber noch im selben Jahr, Ende 2022, kamen dann schon die großen Tanks. Seit letztem Jahr ist Marius nun komplett mit an Bord und hat die gesamte Produktion übernommen.

 


Und mit welcher Historie, Marius, hast du dich eingebracht?

Marius: Ich habe Brau- und Getränketechnologie in Weihenstephan studiert. Dadurch konnte ich schon früh helfen, die Tanks zu dimensionieren, Aufstellungspläne zu erstellen und die richtigen Anlagen auszuwählen. Vorher war ich zweiter Braumeister im Schwarzwald in einer Brauerei und habe auch in der Unternehmensberatung für Brauereien gearbeitet. In dieser Zeit haben wir Produktionsprozesse digital abgebildet – mit dem gleichen Programm arbeiten wir übrigens heute noch. Ohne das könnte ich meine Arbeit gar nicht machen. Das waren meine Stationen, bevor ich zu Erfrischerling gekommen bin.

 


Das ist ja eine spannende Fügung, dass sich eure unterschiedlichen Studiengänge so gut ergänzen.

Monique: Total! Ich würde es wirklich als Fügung bezeichnen. Auch beruflich haben wir beide davor viele Erfahrungen gesammelt, die wir jetzt wunderbar einbringen können. Ich war zum Beispiel mehrere Jahre in der Nahrungsergänzungsmittel- und Pharmabranche tätig – und all das fließt jetzt mit ein. Es fühlt sich wirklich so an, als würde gerade alles zusammenlaufen. Fast wie Schicksal.

 


Ihr seid ja nicht nur Kollegen, sondern auch Geschwister. Wie funktioniert das so im Alltag?

Monique: Das funktioniert tatsächlich richtig gut. Wir sind nicht nur Geschwister, sondern wohnen auch noch zufällig direkt nebeneinander. Klar, manchmal gibt es Meinungsverschiedenheiten – aber das wäre mit jemand Fremdem genauso.

Marius: Der große Vorteil ist einfach: Wir wissen, dass wir uns zu 100 Prozent – oder eher 1000 Prozent – aufeinander verlassen können. Unser Verhältnis ist sehr eng und vertrauensvoll. Das hilft enorm.

 


Ihr habt also von Anfang an ein Familienunternehmen gegründet?

Monique: Ja, genau. Wir sind ein Familienbetrieb in erster Generation.

 


Also Nachbarn, Geschwister und Geschäftspartner – das klingt nach einem langfristigen Projekt.

Marius: Absolut. Wir wollen auf jeden Fall etwas Langfristiges aufbauen. Wenn man seinen bisherigen Job aufgibt und sich ganz dem neuen Business verschreibt – wie wir beide das getan haben –, dann macht man das nur, wenn man wirklich an das Potenzial glaubt. Es muss etwas sein, das nicht nur Freude macht, sondern auch wirtschaftlich funktioniert und uns ernähren kann.




Es muss etwas sein, das nicht nur Freude macht, sondern auch wirtschaftlich funktioniert und uns ernähren kann.




 


Wie habt ihr euch im Unternehmen die Aufgaben aufgeteilt?

Monique: Ich kümmere mich vor allem um das Business Development – das passt gut zu meinem Studium. Kombucha ist im Moment unser Hauptprodukt, aber wir schauen auch schon in ein, zwei neue Richtungen. Auch der Bereich Vertrieb und Marketing liegt bei mir, genauso wie Büro, Verwaltung und Organisation. Wenn wir neue Produkte entwickeln, beginne ich wieder ganz am Anfang – mit kleinen Flaschen, fast wie früher beim Hobbyprojekt.

Marius: Ich bin für die komplette Produktion zuständig, außerdem für die Qualitätssicherung, IT-Themen, Einkauf und Logistik. Also im Prinzip alles, was technisch und organisatorisch rund um die Herstellung notwendig ist.

 


Das heißt, jeder hat seinen eigenen Bereich, aber ihr tauscht euch regelmäßig aus?

Monique: Ja, genau. Jeder hat seinen Schwerpunkt, aber wir stimmen uns trotzdem viel ab. Wir schätzen die Meinung des anderen sehr und möchten oft einfach wissen: “Was denkst du darüber?”

 


Das klingt nach einer starken Zusammenarbeit. Wenn man gründet, ist es doch ein großer Vorteil, zu zweit zu sein, oder?

Monique: Absolut! Ich war zwar die ersten Jahre formal gesehen allein unterwegs, aber ehrlich gesagt haben wir trotzdem täglich telefoniert – bestimmt zehnmal am Tag –, auch wenn der andere gerade ganz woanders war. Jetzt, wo wir offiziell zu zweit sind, ist es einfach etwas ganz anderes. Viel angenehmer und stabiler.

 


Und euer Hauptprodukt ist Kombucha. Was genau ist das eigentlich?

Monique: Kombucha ist ein fermentierter Tee. Die Basis bilden schwarzer und grüner Tee, die wir mit etwas Rohrohrzucker ansetzen. Dann geben wir – ähnlich wie beim Sauerteig – einen Teil reiferen Kombucha hinzu. Das ist unsere sogenannte Starterkultur.


 

Und die Starterkultur ist immer noch die gleiche wie zu Beginn?

Marius: Ja, genau! Die Kultur, die Monique damals auf dem Fensterbrett hatte, ist im Prinzip immer noch die gleiche. Natürlich nicht wortwörtlich dieselbe Flüssigkeit, aber wie beim Sauerteig: Man zieht sie weiter, gibt immer wieder einen Teil ab, kultiviert neu – die Mikroorganismen sind also noch die gleichen. Eine echte Kombucha-Familie!

 


Fast schon ein Familienbetrieb?

Monique: (lacht) So kann man es sagen, ja.

 


Und was genau bedeutet “fermentieren”?

Marius: Fermentation ist im Grunde nichts anderes als eine Umwandlung von Stoffen. In unserem Fall wird der Zucker nicht – wie beim Bier – zu Alkohol vergoren, sondern er wird weiter umgewandelt. Am Ende entstehen verschiedene organische Säuren, unter anderem Essigsäuren.

 


Das klingt sauer. Heißt das, Kombucha schmeckt auch so?

Monique: Die chemische Bezeichnung “Säure” bedeutet nicht, dass es sauer schmeckt. Am Ende hat man ein sehr erfrischendes Getränk mit wenig Zucker – bei uns unter 4 Gramm pro 100 ml.



Am Ende hat man ein sehr erfrischendes Getränk mit wenig Zucker – bei uns unter 4 Gramm pro 100 ml.




Eine klassische Limo hat zum Vergleich oft 10 Gramm oder mehr.

 


Was ist das Besondere an eurem Kombucha?

Marius: Wir geben zusätzlich noch echte Früchte dazu. So hat man ein vollkommen natürliches Produkt, das nicht nur gesund ist, sondern auch richtig gut schmeckt.

 


Und Kombucha soll ja auch positive Wirkungen auf den Körper haben, oder?

Monique: Das ist nicht ausreichend mit Studien belegt und darf deshalb nicht werbend genutzt werden – sogenannte Health Claims sind gesetzlich streng reguliert. Aber ja, durch die Fermentation beinhaltet unser Getränk lebenden Mikroorganismen. Wir pasteurisieren unseren Kombucha nicht – es ist also ein lebendes Produkt.

 


Euer Kombucha ist auch Teil einer Studie?

Monique: Richtig! In Portugal läuft aktuell eine Humanstudie mit unserem Kombucha. Das ist wirklich etwas Besonderes. Die Forscher haben uns aus allen verfügbaren Kombuchas ausgewählt, um die Wirkung auf den menschlichen Körper zu testen. Wir hoffen, dass wir bis Ende des Jahres Ergebnisse bekommen.

 


Das ist ja großartig! Wie kam es dazu?

Monique: Wir haben das Forschungsteam bei einem wissenschaftlichen Symposium kennengelernt, bei dem wir einen Vortrag über unsere Produktion und unseren Kombucha halten durften. Die waren so begeistert, dass sie uns ausgewählt haben. Viele arbeiten ja mit Lohnherstellern – bei uns ist alles selbst produziert, das hat wohl überzeugt.

 


Wenn ihr dann sogar Studienergebnisse habt, wäre das ein echter Durchbruch, oder?

Monique: Auf jeden Fall! Dann könnten wir – ganz offiziell – sagen: “Unser Kombucha bewirkt laut Studie XY dies und das.” Das wäre natürlich ein Riesenschritt für uns.

 


Was macht euren Kombucha denn im Vergleich zu anderen besonders?

Marius: Das darf ich ein bisschen verraten – das eigentliche technologische Geheimnis bleibt aber bei uns (lacht). Unser Kombucha unterscheidet sich auf jeden Fall geschmacklich sehr deutlich von vielen anderen. Wer schon mal andere probiert hat, kennt vielleicht Varianten, die eher wie Essig oder sogar nach “Käsefuß” schmecken. Bei uns ist das anders. Unser Ziel ist es, ein ausgewogenes Getränk zu schaffen: fruchtig, erfrischend, harmonisch. Wir wollen einen meisterhaften Geschmack erreichen.

 


Wie unterscheidet sich eure Herstellung von anderen?

Marius: Viele Produzenten pasteurisieren – das heißt, sie erhitzen den fertigen Kombucha, um ihn haltbar zu machen. Dadurch werden jedoch die guten, aktiven Bakterien und Mikroorganismen abgetötet. Für uns wäre das schade, weil man dem Getränk so den größten Mehrwert nimmt – nämlich die lebendigen Kulturen.

 


Ihr entscheidet euch also bewusst gegen das Pasteurisieren?

Marius: Ja, wir setzen bewusst auf einen unpasteurisierten Herstellungsprozess. Außerdem ist unser Kombucha kein industrielles Massenprodukt. Natürlich arbeiten wir professionell, aber wir produzieren nicht im Stil großer Konzerne, die in wenigen Tagen aus einem Konzentrat ein Getränk anmischen. Unser Kombucha braucht fast vier Wochen – vom Teeansatz bis zur fertigen Flasche. Dadurch entsteht ein sehr hochwertiges Getränk.

 


Das hat sicher auch die Forscher aus Portugal beeindruckt?

Marius: Ich denke schon. Gerade der Punkt, dass wir wirklich alles selbst machen – wir kochen den Tee, begleiten den gesamten Prozess bis zur Abfüllung – das hat überzeugt.

 


Kombucha gilt ja auch ein bisschen als Lifestyle-Getränk. Was unterscheidet euch da von anderen Anbietern?

Marius: Viele Hersteller lassen ihr Produkt irgendwo nach einem bestimmten Rezept produzieren – oder sie nutzen ein Konzentrat, das stark durchsäuert wurde und dann in zwei Tagen mit Wasser und Aromen gemischt wird. Das merkt man deutlich am Geschmacksprofil. Unsere Mikroorganismen brauchen einfach Zeit – sowohl für die Fermentation, also die Umwandlung von Zucker, als auch dafür, dass sich überhaupt diese besonderen Aromen entwickeln können.




Unsere Mikroorganismen brauchen einfach Zeit – sowohl für die Fermentation, also die Umwandlung von Zucker, als auch dafür, dass sich überhaupt diese besonderen Aromen entwickeln können.


 


Erstaunlich, dass sich solche Produkte trotzdem Kombucha nennen dürfen.

Marius: Das stimmt, wobei Apfelsaft aus Konzentrat ursprünglich ja auch einmal echter Apfelsaft war – ihm wurde einfach das Wasser entzogen. Kombucha-Konzentrat funktioniert ähnlich. Es ist eine andere Herstellungsform. Man kann das vergleichen mit Bierbrauen: Man kann entweder mit Malzextrakt arbeiten oder das ganze vermälzte Getreide verwenden. Ich weiß ehrlich gesagt nicht genau, ob man beim Kombucha deklarieren muss, ob Konzentrat verwendet wurde – aber man schmeckt den Unterschied auf jeden Fall.

 


Ist es nicht Schade, dass euer hochwertiges, handgemachtes Produkt dann im Regal neben einem solchen Konzentrat-Produkt steht – und die Konsumenten erkennen den Unterschied nicht sofort.

Monique: Ja, aber aktuell befinden wir uns mit Kombucha generell noch in einer frühen Phase. Es ist nach wie vor ein Nischenprodukt und hat auf dem Markt noch nicht einmal eine eigene Getränkekategorie. Deshalb freuen wir uns momentan über jede Art von Kombucha – einfach weil dadurch der Begriff „Kombucha“ überhaupt erst bei den Menschen ankommt. Sobald die meisten wissen, was Kombucha überhaupt ist, können wir auch viel gezielter kommunizieren, was unseren Kombucha besonders macht. Wir versuchen das natürlich jetzt schon, aber momentan geht es erst mal darum, dass die Menschen das Getränk kennenlernen.

 


Das kann ich gut nachvollziehen. Könnte Kombucha auch eine Art Cocktail-Ersatz sein? Viele Menschen verzichten ja inzwischen bewusst auf Alkohol.

Monique: Kombucha ist ein sehr erfrischendes Getränk, das man pur trinken kann – als hochwertige Alternative zu einer Limonade. Man kann ihn aber auch wunderbar mixen. Zum Beispiel schmeckt unsere Maracuja-Sorte mit alkoholfreiem Aperol unserer Meinung nach sogar besser als das alkoholische Original. Unsere Eltern machen gerne einen alkoholfreien Himbeere-Daiquiri – mit gefrorenen Himbeeren und unserem Himbeere-Rhabarber-Kombucha. Es gibt also viele kreative Möglichkeiten.

 


Gibt es bei euch Rezeptideen für solche Mix-Getränke?

Monique: Ja, wenn jemand bei uns im Online-Shop bestellt, bekommt er Rezeptkarten mitgeliefert. Und alle Rezepte stehen auch online zur Verfügung – so kann man ganz einfach selbst zu Hause neue Kombinationen ausprobieren.

 


Ihr habt vorhin erwähnt, dass ihr echte Früchte verwendet. Was bedeutet das konkret?

Marius: Wir arbeiten ausschließlich mit echten Früchten – kein Konzentrat, kein Sirup. Wir haben überdimensionale Teesäcke, in die jeweils etwa sechs Kilo Früchte passen. Dafür verwenden wir Bio-Tiefkühlfrüchte, weil sie sich besser handhaben lassen und schon durch eine Qualitätskontrolle gegangen sind. Diese Früchte hängen wir direkt in unsere Tanks ein und lassen sie etwa eine Woche lang ziehen. Die Himbeeren sind danach fast weiß, weil sie ihre gesamte Farbe und ihr Aroma abgegeben haben. So erhält der Kombucha seinen natürlichen Geschmack. Diese zusätzliche Woche verlängert natürlich unseren Produktionsprozess – aber wir nehmen das gerne in Kauf. Wir gehen lieber den langsameren Weg und setzen echte Früchte ein, weil wir überzeugt sind: Man schmeckt den Unterschied. Und die Qualität ist einfach besser.

 


Das klingt alles sehr liebevoll und wirklich handwerklich. Welche Sorten habt ihr aktuell im Angebot?

Monique: Wir haben vier klassische Sorten: Heidelbeere mit Lavendel, Maracuja, Himbeere mit Rhabarber und Hopfen.

 


Hopfen? Das klingt ungewöhnlich!

Monique: Ja, da hat mich der Marius überzeugt, dass Hopfen nicht zwangsläufig nach Bier schmeckt – ich bin nämlich überhaupt keine Biertrinkerin.

 


Und wie schmeckt er dann?

Marius: Der erinnert eher an Holunderblüte.

 


Wie kommt das?

Marius: Wir haben gezielt Hopfensorten ausgewählt, die sehr fruchtige Noten haben. Manche erinnern tatsächlich an Holunderblüte, andere eher an Birne oder Stachelbeere – sowohl in der Nase als auch am Gaumen.

 


Gibt es saisonale Sorten?

Monique: Ja, im Sommer bieten wir Mango-Rosmarin an, und im Winter zwei Wintersorten: Aprikose-Tonka – also mit Tonkabohne – sowie unseren „Winterzauberling“. Der ist eine tolle Alternative zu herkömmlichem Punsch oder Glühwein, die meist viel Zucker enthalten.

 


Und wie entstehen diese außergewöhnlichen Geschmackskompositionen?

Monique: Indem wir kreativ sind – das ist einer der schönsten Teile unserer Arbeit! Wir holen uns Inspiration aus vielen Bereichen. Zum Beispiel war Heidelbeere-Lavendel unsere erste Sorte. Die Idee kam durch eine geschenkte Tafel Schokolade mit eben dieser Kombination. Ich dachte mir: Warum nicht mal einen Kombucha damit ausprobieren?

 


Wie läuft die Entwicklung konkret ab?

Monique: Wir testen unsere Ideen ganz klassisch in einer 1-Liter-Milchflasche – sozusagen wie früher daheim. Das ist immer unser Startpunkt für neue Produkte. Wenn das Ergebnis überzeugt, gehen wir in die nächsten Entwicklungsschritte.

 


Also noch richtig Handarbeit – nach dem Prinzip Teebeutel auf dem Fensterbrett?

Marius: Ganz genau. In diesen 1-Liter-Milchflaschen arbeiten wir sogar ganz ohne Beutel – die Zutaten kommen direkt in die Flasche. Und dann darf das Ganze eine Woche stehen und fermentieren.

 


In der Startup-Welt nennt man das doch MVP, oder?

Monique: Genau – ein Minimum Viable Product. So starten wir.

 


Und inzwischen seid ihr ja deutlich gewachsen, oder?

Marius: Ja, wir haben uns von anfangs 50 Litern auf aktuell 5.000 Liter gesteigert – das ist das Hundertfache!




Wir haben uns von anfangs 50 Litern auf aktuell 5.000 Liter gesteigert – das ist das Hundertfache!




Wir könnten unsere Produktion sogar noch verdreifachen.

 


Wahnsinn! Wie viel Handarbeit steckt trotzdem noch in euren Produkten?

Marius: Sehr viel. Eine einzelne Flasche haben wir auf dem Weg zum Kunden etwa elf Mal in der Hand. Sie wird zunächst auf den Drehteller gestellt, befüllt, gespült, in den Kühlraum gebracht, wieder herausgeholt, verpackt, ausgeliefert … das ist ein enormer Aufwand – wirklich komplett Handarbeit.

 


Die Flaschen und ihr Inhalt sind ja auch nicht gerade leicht.

Monique: Gerade früher, als wir noch im 500-Liter-Maßstab gearbeitet haben, war es besonders anstrengend. Da musste ich 20-Liter-Tanks oder kleine Fässer aus dem Kühlraum holen, schütteln, damit sie karbonisieren – das war wirklich schwere körperliche Arbeit. Ich bin deshalb sehr froh, dass Marius die Produktion jetzt stärker unterstützt.

 


Und ihr habt sogar eine Maschine zur Karbonisierung gebaut, richtig?

Marius: Die Karbonisierung läuft inzwischen über eine eigens gebaute Maschine. Trotzdem muss noch einiges von Hand gemacht werden. Zum Beispiel wiegt ein Sack Zucker 25 Kilo – den trage ich über drei Treppenstufen in den Tank. Das ist das Schwerste, was wir auf einmal heben müssen – zum Glück nicht jeden Tag.

 


Kommen wir zum Thema Marke: Wie heißt eure Marke und wie ist der Name entstanden?

Monique: Unsere Marke heißt Erfrischerling. Der Name setzt sich aus „Erfrischung“ und unseren Nachnamen – Fischer und Heberling – zusammen. Das passt perfekt zu unserem Familienunternehmen.

 


Und euer Logo?

Marius: Das zeigt zwei Teeblätter mit Streifen in der Mitte. Wir verwenden nämlich immer zwei verschiedene Teesorten – grünen und schwarzen Tee. Wenn man auf eine Teeplantage von oben blickt, sehen die Reihen dort ganz ähnlich aus.

 


Wie etabliert ist Erfrischerling in der Region?

Monique: Eine konkrete Prozentzahl können wir nicht nennen, aber wir stellen fest, dass hier viele Menschen eher vom Erfrischerling sprechen als vom Kombucha. Das zeigt, dass wir uns als Marke in der Region etabliert haben. In Stuttgart zum Beispiel nehmen uns die Leute eher als Kombucha-Produzent wahr. Aber in der Region hören wir immer öfter: „Ach, ihr seid von Erfrischerling!“ oder: „Das habe ich schon mal gesehen.“ – also eine zunehmende Markenbekanntheit.

 


Ist es euch lieber, wenn das Produkt als Kombucha oder als Erfrischerling wahrgenommen wird?

Monique: Beides hat seine Vorteile. In der Region freuen wir uns natürlich, wenn sich Erfrischerling als Marke etabliert – so wie Tempo für Taschentücher. Unser Ziel ist es ja auch, Kombucha als Getränk im Markt zu verankern und dabei Maßstäbe zu setzen – sei es in Technologie, Qualität oder Geschmack. Wenn dann jemand einfach sagt: „Lass uns einen Erfrischerling trinken“, ist das genau unser Wunsch.

 


Habt ihr schon Stammkundschaft?

Monique: Wir haben eine treue Stammkundschaft im Endkundenbereich – viele bestellen regelmäßig direkt bei uns oder über unseren Onlineshop. Außerdem beliefern wir aktuell rund 100 Partner, die unseren Kombucha im Einzelhandel, in kleineren Hofläden oder in der Gastronomie anbieten. Das Feedback ist durchweg sehr positiv – etwa 95 Prozent derjenigen, die ihn probieren, mögen ihn auch. Wir beobachten eine sehr hohe Wiederkaufsrate, was uns natürlich sehr freut.

 


Das heißt, mit jedem neuen Kunden entsteht häufig auch eine langfristige Bindung?

Monique: Ja, das kann man so sagen. Auch wenn die 95 Prozent vielleicht keine exakte Zahl sind, haben wir definitiv viele Kunden, die dauerhaft dabei bleiben. Im B2B-Bereich ist es natürlich normal, dass einzelne Partner mal wegfallen. Aber insgesamt sehen wir, dass es nach dem ersten Jahr oft einen starken Anstieg gibt – da hat sich der Kombucha bei den Endkunden dann etabliert und die Abnahmemengen verdoppeln oder verdreifachen sich teilweise.

 


Wenn man euch erlebt und ein bisschen kennt, springt die Begeisterung richtig über. Eure Geschichte als Gründer, das Produkt selbst und die Marke „Erfrischerling“ – was glaubt ihr, was für die Kaufentscheidung am meisten ausschlaggebend ist?

Monique: Wir glauben, es ist ein Mix aus allem. Wenn jemand unseren Kombucha zum Beispiel im Rewe in Stuttgart sieht, kennt er oder sie unsere Geschichte ja erst mal nicht. Da zählt zunächst das Produkt. Aber wenn man dann auf unsere Homepage geht und ein bisschen hinter die Kulissen schaut, bekommt man ein Gefühl für das, was dahintersteht – und das kann die Kaufentscheidung definitiv positiv beeinflussen.

 


Und wo kann man eure Produkte in unserer Region kaufen?

Monique: In unserer Region findet man unseren Kombucha in vielen Rewe-Märkten, bei einigen Edeka-Filialen, sowie bei tegut – eigentlich in allen tegut-Märkten der Region. Auch kleinere Läden wie der Mühlenladen der Heimatsmühle führen ihn. Ebenso Getränkemärkte wie Getränke Meyer oder Getränke Keller. Zusätzlich sind wir in der Gastronomie in Aalen und Schwäbisch Gmünd sehr gut vertreten

 


Kommen die Kunden von selbst auf euch zu, oder müsst ihr im Marketing noch viel selbst anstoßen?

Monique: Das ist ganz gemischt. Es gibt durchaus einen kleinen Pull-Effekt, worauf wir auch ziemlich stolz sind – gerade aus der Sterne-Gastronomie kamen bisher viele Anfragen direkt an uns. Aber ich mache auch viel klassische Kaltakquise: Ich rufe in Märkten oder Gastronomiebetrieben an und frage, ob ich unser Produkt mal vorstellen darf. Wenn ich dann vorbeikommen und Muster bringen kann, ist es natürlich besonders schön, wenn es anschließend funktioniert.

 


Was wünscht ihr euch als junge Unternehmer für die Zukunft?

Marius: Wir wünschen uns, dass wir unsere Ziele so umsetzen können, wie wir sie uns vorgenommen haben. Vor allem, dass sich Kombucha in Deutschland als eigenständige Getränkekategorie etabliert – und dass wir dafür Maßstäbe setzen können. Intern möchten wir ein Unternehmen aufbauen, das langfristig Bestand hat und in dem ein gutes, motivierendes Arbeitsklima herrscht.


Monique: Wir nennen unser Unternehmen intern oft „Happy Company“.




Wir nennen unser Unternehmen intern oft „Happy Company“.




Das kommt daher, dass ich in meiner früheren beruflichen Laufbahn nicht nur positive Erfahrungen gemacht habe – besonders, was das Miteinander und das Arbeitsklima betrifft. Wir wollen ein Umfeld schaffen, in dem man gerne arbeitet, in dem man Sinn in seiner Tätigkeit sieht – ohne Konkurrenzdruck oder Intrigen. Einfach eine Firma, die glücklich macht.

 


“Happy Company” klingt sehr vielversprechend.

Marius: Ja, und es ist nicht nur ein Spruch – wir leben das wirklich. Wir möchten auch technologisch weiterkommen, Kombucha weiter erforschen und in der Branche Standards setzen. Es ist diese Verbindung aus einer schönen, authentischen Geschichte und der professionellen Entwicklung eines innovativen Produkts.

 


Das klingt nach einer starken Vision vielen Dank für das Gespräch!

Monique und Marius: Sehr gerne.

 

 

 

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