
MAA spricht mit Jennifer Winter
Von Anfang an gut begleitet: Wie Frühe Hilfen Familien im Ostalbkreis stärken
Ein Kind bringt Freude – und manchmal auch viele Fragen und Unsicherheiten. Das Fachzentrum Frühe Hilfen unterstützt Eltern kostenlos und unkompliziert. Im Gespräch berichtet Jennifer Winter, warum ihre Arbeit so wertvoll ist und wie Familien davon profitieren können.
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Bilder: Jennifer Winter, privat
Hallo Jennifer, möchtest du dich kurz vorstellen und über deinen beruflichen Werdegang erzählen?
Gerne, ich bin Jennifer, 38 Jahre alt und von Beruf Familien-, Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin im JuFam - Fachzentrum Frühe Hilfen für Mütter, Väter und Schwangere. Das ist eine Beratungsstelle des Landratsamts Ostalbkreis. Davor war ich 10 Jahre lang im Kinderintensivbereich und 1 Jahr in der Allgemeinpädiatrie tätig.
Was sind deine Aufgaben im Fachzentrum? Wie sieht dein Arbeitsalltag aus?
Ich begleite Familien mit Säuglingen und Kleinkindern, manchmal sogar schon während der Schwangerschaft. Unser Angebot richtet sich an (werdende) Eltern, sowohl bei kleineren Alltagsfragen rund um das Familienleben und an Eltern, die sich in psychosozial belastenden Lebenssituationen befinden – sei es durch Armut, Mehrlingsgeburten oder Erkrankungen. Dabei berate ich rund um die Themen Entwicklung, Pflege, Ernährung und Gesundheit des Kindes. Die Stärkung der elterlichen Kompetenzen steht hierbei im Vordergrund.
Meine Arbeit ist „aufsuchend“, das heißt, meist komme ich zu den Familien nach Hause und vermittle bei Bedarf auch weitere Hilfsangebote. Ziel ist es, die gesunde Entwicklung der Kinder zu fördern und die Eltern im psychosozialen Rahmen frühzeitig zu entlasten.
"Ziel ist es, die gesunde Entwicklung der Kinder zu fördern und die Eltern im psychosozialen Rahmen frühzeitig zu entlasten."
Natürlich gehört zu meinem Alltag auch die Vor- und Nachbereitung der Hausbesuche: Dokumentation, Austausch intern und mit anderen Institutionen, Recherchen/Information über aktuelle Vorgehensweisen und Fortbildungen. Außerdem organisieren und leiten meine Kolleginnen und ich Online-Kurse – zum Beispiel zu Zahngesundheit, Stillen, Babyweinen oder Babyschlaf, ... Und zusätzlich informieren wir Eltern bei offiziellen Veranstaltungen an Infoständen über unser Angebot rund ums Thema Familie.
Könnte sich zu den Online-Kursen jeder anmelden, den das Thema interessiert?
Ja. Thematisch orientieren sich die Kurse am Bedarf der jungen Eltern, z. B. Regulationsstörungen, gesunde Entwicklung, Sicherheit im Umgang mit dem Kind, … Nach den Kursen stehen wir als Ansprechpartner für weitere Fragen und Anliegen der Eltern zur Verfügung.

Welche Familien können eure Unterstützung beantragen? Was sind die Voraussetzungen und wo kann man sich melden?
Alle Familien mit Kindern unter 3 Jahren sowie Schwangere können sich bei Bedarf beim Fachzentrum Frühe Hilfe melden. Das können Familien sein, die zum Beispiel besondere Herausforderungen haben oder einfach nur eine zusätzliche Unterstützung in Form von Beratung oder Vernetzung suchen. Die Kontaktdaten findet man unter: www.fruehehilfen.ostalbkreis.de
Wie viele Kollegen/Kolleginnen hast du aktuell?
Im Ostalbkreis sind wir aktuell 5 Gesundheitsfachkräfte. 3 von uns sind für den Raum Schwäbisch Gmünd zuständig und 2 – darunter auch ich – betreuen die Region Aalen, Ellwangen, Bopfingen. Ergänzt wird unser Team durch 6 Sozialpädagoginnen.
Die aufsuchenden Hilfen sind nur ein Teil des Fachzentrums Frühe Hilfen im Ostalbkreis. Unsere Sozialpädagoginnen decken darüber hinaus viele weitere Bereiche ab: Dazu gehören die Schwangerschafts- und Schwangerschaftskonfliktberatung, die entwicklungspsychologische Beratung (EPB), Neugeborenenbesuche, der Leihgroßelterndienst sowie die Koordination des Landesprogramms STÄRKE und des Netzwerks Frühe Hilfen und Kinderschutz im Ostalbkreis.
Wie werden eure Leistungen abgerechnet?
Für die Familien sind unsere Hilfen völlig kostenfrei und immer freiwillig. Meine Arbeit und die meiner Kolleginnen in der gesundheitsorientierten Familienbegleitung wird zum größten Teil durch Fördermittel der Bundesstiftung Frühe Hilfen des Bundesministeriums für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend finanziert.
Da im Fachzentrum aber noch viele weitere Stellen und Aufgabenbereiche abgedeckt werden müssen, kommen zusätzlich auch Fördermittel des Landes sowie kommunale Gelder zum Einsatz.
Bietet jeder Landkreis so etwas an oder ist das im Ostalbkreis einzigartig?
Frühe Hilfen gibt es flächendeckend in ganz Deutschland. Die Angebote kommen dabei aus verschiedenen Fachbereichen – zum Beispiel aus dem Gesundheitswesen, den Frühförderstellen, der Kinder- und Jugendhilfe oder auch aus der Schwangerschaftsberatung.
Die Fachkräfte dieser Bereiche arbeiten eng zusammen, um Familien bestmöglich zu unterstützen. Koordiniert wird dieses Netzwerk in der Regel vom örtlichen Jugendamt. Das Ziel ist überall dasselbe: Netzwerke zu schaffen, die Familien mit kleinen Kindern frühzeitig und niederschwellig unterstützen.
Arbeitest du auch mit anderen kommunalen Einrichtungen zusammen? Wo gibt es Schnittstellen zu deiner Arbeit?
Ich arbeite eng vernetzt mit anderen Institutionen wie Kinderärzten, Therapeuten, Kliniken, Frühförderstellen, Kindertageseinrichtungen und auch Ämtern zusammen.

Was sind die häufigsten Anliegen oder Sorgen, mit denen Schwangere, Mütter oder Väter zu dir kommen?
Früher wuchsen Kinder oft mit mehreren Generationen auf. Das hatte den Vorteil, dass die jungen Eltern meist erfahrene Ansprechpartner in Bezug auf das Kind und helfende Hände zur Verfügung hatten. Heutzutage sind junge Eltern oft auf sich alleine gestellt und stehen dadurch auch mit ihren Fragen und Sorgen rund ums Kind allein da.
Genau hier setzen wir an: Eltern wenden sich sowohl in Alltagsfragen wie z. B. Kinderernährung, Schlaf, Pflege des Kindes oder dem Aufbau einer guten Beziehung zum Kind und für Gesundheitstipps an uns. Ebenso mit herausfordernden und belastenden Themen, wie z. B. bei Mehrlingsgeburten, wenn jemand alleinerziehend ist oder bei Erkrankungen in der Familie. Für uns gilt dabei: Wir haben immer ein offenes Ohr und es gibt keine falschen Fragen.
Wir beraten die Eltern, informieren über relevante Themen, führen entlastende Gespräche, geben Anregungen für praktische Alltagsbewältigung und vermitteln bei Bedarf passende Hilfen.
"Wir beraten die Eltern, informieren über relevante Themen, führen entlastende Gespräche, geben Anregungen für praktische Alltagsbewältigung und vermitteln bei Bedarf passende Hilfen."
Häufig arbeiten wir auch eng mit Hebammen zusammen und/oder setzen unsere Begleitung im Anschluss an die Wochenbettbetreuung fort.
Was wünschst du dir für die Zukunft des Fachzentrums – sowohl für deine Arbeit als auch für die Familien, die du begleitest?
Ich wünsche mir, dass möglichst alle (werdenden) Eltern im Ostalbkreis von unserer kostenlosen und niederschwelligen Hilfe wissen und keine Scheu haben, diese anzunehmen. Und dass andere Fachdienste Eltern ermutigen, sich an uns zu wenden.
Vielen Dank für den Einblick in deine wertvolle Arbeit. Ich hoffe, dass der Artikel die Frühen Hilfen etwas bekannter macht.
Ja, vielen Dank. Das wäre schön.
Hier gelangt ihr zur Website des JuFam - Fachzentrum Frühe Hilfen für Mütter, Väter und Schwangere:












