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MAA spricht mit Jonas Parle

Vom Angsthasen zum Frauenversteher: Wie Jonas lernte Frauen anzusprechen

Jonas Parle litt jahrelang unter der Angst, Frauen anzusprechen, und fühlte sich einsam und hilflos. Durch eine gezielte Therapie mit Expositionstraining und der 3-Sekunden-Regel gelang es ihm, seine Ängste zu überwinden – und so schließlich seine heutige Freundin kennenzulernen.

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Bild: Jonas Parle, privat

Jonas, heute wirkst du selbstbewusst und glücklich in deiner Beziehung, aber das war nicht immer so. Erzähl uns, womit du früher zu kämpfen hattest.


Wenn ich heute zurückblicke, kommt es mir fast wie ein anderes Leben vor. Früher hatte ich eine riesige Angst davor, Frauen anzusprechen – eine Angst, die mich in sozialen Situationen regelrecht blockierte. Es war nicht nur normale Nervosität, die viele haben, wenn sie jemanden attraktiv finden. Es war eine lähmende Angst, die mich davon abhielt, überhaupt einen Schritt zu machen.


Ich kann nicht zählen, wie oft ich mir gewünscht habe, einfach locker und ungezwungen mit einer Frau reden zu können. Jedes Mal, wenn ich eine schöne Frau sah, mal im Café, mal in der Bahn oder sogar auf Partys, spielte sich in meinem Kopf ein ganzer Film ab. Ich sah uns im Gespräch, ich stellte mir vor, wie ich souverän ein Gespräch beginne – aber genau in dem Moment, in dem ich wirklich handeln wollte, machte meine Angst mir einen Strich durch die Rechnung.


Mein Herz begann zu rasen, meine Kehle wurde trocken, meine Gedanken überschlugen sich. Ich stellte mir vor, wie sie mich seltsam ansehen würde, vielleicht genervt die Augen verdreht oder einfach wegläuft. Die Vorstellung, dass ich mich blamiere oder jemand mich für einen Witz hält, war so übermächtig, dass ich es nie geschafft habe, auch nur ein Wort herauszubringen. Stattdessen tat ich, als wäre nichts, blieb stumm – und hasste mich danach selbst dafür.


Wie genau hat sich diese Angst in deinem Alltag geäußert? Gab es Momente, die besonders schlimm für dich waren?


Es gab unzählige Momente, die mich in den Wahnsinn getrieben haben. Einmal war ich mit Freunden in einer Bar, und da war diese Frau, die mich die ganze Zeit angelächelt hat. Ich wusste, sie gibt mir ein Signal, sie erwartet, dass ich rüberkomme – und ich wollte es auch so sehr! Aber anstatt mich zu bewegen, blieb ich wie festgeklebt auf meinem Stuhl sitzen.

Mein Kumpel stupste mich an und sagte: „Mann, sie will, dass du zu ihr gehst!“ Und ich? Ich lachte nur verlegen, schüttelte den Kopf und sagte: „Ach, die guckt bestimmt nur so.“ Tief in mir wusste ich, dass das nicht stimmt. Aber es war einfacher, mir selbst eine Lüge zu erzählen, als zuzugeben, dass ich vor Angst erstarrte.


Ein anderes Mal, auf einer Hochzeit, tanzten alle, und eine Frau fragte mich direkt: „Hast du Lust zu tanzen?“ Es war die perfekte Gelegenheit. Sie hatte mich gefragt! Ich musste nur Ja sagen. Aber anstatt einfach aufzustehen und mit ihr zu gehen, fühlte ich mich, als wäre ich in einem Käfig gefangen. Ich hörte mich selbst murmeln: „Äh, nee, ich tanze nicht so gerne.“ Und in dem Moment hätte ich mich am liebsten geohrfeigt. Ich wollte es doch. Ich wollte mich bewegen, Spaß haben, flirten – aber meine Angst war stärker.


Das Fatale war, dass ich mich selbst immer wieder dafür verurteilte. Ich lag abends im Bett, zerbrach mir den Kopf darüber, warum ich so ein Versager war, warum ich nicht einfach wie andere Männer mit Frauen reden konnte. Irgendwann dachte ich wirklich: „Vielleicht ist das einfach mein Schicksal. Vielleicht bin ich nicht dazu gemacht, eine Frau zu finden.“


Wann hast du realisiert, dass du Hilfe brauchst?

Es war eine Mischung aus vielen kleinen Momenten, aber der endgültige Wendepunkt kam nach einer Geburtstagsfeier eines Freundes. Ich war dort, habe den ganzen Abend gute Laune vorgespielt, gelacht, Bier getrunken – aber als ich nach Hause kam, fühlte ich mich leer. Ich setzte mich auf mein Bett, zog mein Handy raus und scrollte durch Instagram. Und wie kann es anders sein: Man sieht ständig das, wonach man sich selbst sehnt. Überall glückliche Pärchen, Leute, die im Urlaub waren, verliebte Selfies. Und ich? Ich war 28 Jahre alt und hatte noch nie eine richtige Beziehung gehabt.


"Ich wollte so nicht mehr weiterleben"


Ich konnte nicht mehr. Ich wollte so nicht mehr weiterleben. Ich wollte nicht der Typ sein, der immer nur von der Liebe träumt, aber nie wirklich etwas dafür tut. Also begann ich, im Internet zu recherchieren – über soziale Ängste, über Männer, die Schwierigkeiten haben, mit Frauen zu sprechen. Und zum ersten Mal wurde mir klar: Ich bin nicht allein.

Dann stieß ich auf Berichte über Therapie. Erst dachte ich: „Das ist doch übertrieben. Ich bin doch nicht krank.“ Aber als ich las, wie viele Menschen durch eine Therapie ihr Leben verändert hatten, wurde mir klar: Vielleicht ist genau das mein Weg.


Und dann hast du dich für eine Therapie entschieden?

Ja. Ich erinnere mich genau an den Moment, als ich die Nummer eines Therapeuten wählte. Ich saß mit schwitzigen Händen da, mein Herz klopfte, und ich hatte Angst, dass ich sofort wieder auflege. Aber dann hörte ich eine freundliche Stimme, die sagte: „Wie kann ich Ihnen helfen?“ Und ich antwortete: „Ich… ich glaube, ich brauche Hilfe.“


Von da an begann eine Reise, die mein Leben verändert hat. In den Sitzungen erkannte ich, dass meine Angst nicht einfach „peinliche Schüchternheit“ war, sondern eine tief verwurzelte soziale Phobie. Ich hatte über Jahre hinweg gelernt, mich selbst kleinzureden, mir einzureden, dass ich nicht gut genug bin. Mein Therapeut half mir, diese Gedanken zu hinterfragen.


Wir machten Übungen: Zuerst nur in Gedanken, dann in der Realität. Ich sollte fremden Menschen Fragen stellen, Smalltalk üben, bewusst Situationen suchen, in denen ich meine Angst spüren konnte – und dann damit umgehen.


Und es funktionierte. Langsam, Schritt für Schritt, wurde meine Angst schwächer.


Gab es einen bestimmte Übung oder eine Methode, die letztlich den Durchbruch für dich gebracht hat?


Ja, tatsächlich gab es einen ganz bestimmten Moment in meiner Therapie, der alles verändert hat. Mein Therapeut hatte mir eine Übung vorgeschlagen, die sich „Expositionstraining“ nennt. Die Idee dahinter ist, sich seiner Angst bewusst auszusetzen, anstatt vor ihr davonzulaufen. Klingt erst mal beängstigend – und das war es auch.

Wir begannen mit kleinen Aufgaben: Ich sollte in einem Café eine fremde Person nach der Uhrzeit fragen oder im Supermarkt jemanden bitten, mir etwas aus dem oberen Regal zu reichen. Klingt banal, aber für mich war es eine riesige Herausforderung. Anfangs fühlte ich mich unglaublich unwohl, meine Hände zitterten, und ich hatte Angst, mich lächerlich zu machen. Doch mit der Zeit merkte ich: Die meisten Menschen reagierten freundlich, einige lächelten sogar. Und vor allem: Nichts Schlimmes passierte.


Der eigentliche Durchbruch kam dann mit einer speziellen Übung, die mein Therapeut „die 3-Sekunden-Regel“ nannte. Er erklärte mir, dass mein größtes Problem darin bestand, zu viel nachzudenken. Immer, wenn ich eine Frau sah, die ich ansprechen wollte, spielte ich in meinem Kopf hunderte Szenarien durch – und genau das verhinderte, dass ich überhaupt ins Handeln kam.


Also lautete die Regel: Sobald ich eine Frau sehe, die ich ansprechen möchte, habe ich genau drei Sekunden, um es zu tun. Kein Überlegen, keine Zweifel – einfach loslegen.

Beim ersten Mal war es furchtbar. Ich stand in einer Buchhandlung, sah eine Frau, die ein Buch betrachtete, und mein Herz raste. Mein Kopf schrie: „Tu es einfach!“ Ich wollte mich umdrehen und weglaufen – aber dann zählte ich in meinem Kopf: „Eins… zwei… drei…“ Und bevor ich weiter nachdenken konnte, hörte ich mich sagen: „Das Buch habe ich auch gelesen. Richtig gut, oder?“


„Tu es einfach!“


Ich war überrascht, wie locker es herauskam. Und noch überraschter war ich, als sie mich anlächelte und sagte: „Ja, total! Ich liebe den Autor.“

Das war der Moment, in dem ich begriff: Meine Angst war wie eine Mauer in meinem Kopf, die mich jahrelang zurückgehalten hatte. Aber in dem Moment, in dem ich den ersten Schritt tat, fiel diese Mauer in sich zusammen.


Von da an übte ich es immer wieder. Klar, nicht jedes Gespräch lief perfekt, und manchmal bekam ich auch eine neutrale oder kühle Reaktion – aber das war okay. Ich hatte gelernt, dass es nicht um Perfektion geht, sondern darum, es einfach zu tun. Und genau das hat mir letztlich geholfen, meine heutige Freundin kennenzulernen.





 

Wie hast du schließlich deine heutige Freundin kennengelernt?

Meine Freundin war tatsächlich die Frau, die an diesem regnerischen Nachmittag im Cafe saß und das Buch las. Sie war mir bereits aufgefallen, als ich das Cafe betreten hatte und merkte, wie es mich zur ihr hinzieht.


Obwohl ich schon einiges an Übungen, wie ich Menschen und insbesondere Frauen anspreche hinter mich gebracht hatte, fühlte ich mich hier fast wieder, wie vor der Zeit der Therapie. Meine Sorge war, dass ich es nicht schaffen würde diese eine Frau anzusprechen. Und tatsächlich, früher hätte ich weggesehen und mich versteckt. Aber diesmal hörte ich die Stimme meines Therapeuten in meinem Kopf: „Sag einfach irgendwas. Es muss nichts Perfektes sein.“


"Meine Sorge war, dass ich es nicht schaffen würde diese eine Frau anzusprechen."


Ja … und wie eben schon erwähnt das tat in dann auch und ihre Reaktion war total positiv. Wir unterhielten uns, tauschten Nummern aus, trafen uns auf einen Spaziergang – und heute sind wir zusammen.


Wow, da hast du Mut bewiesen. Jonas, es gibt bestimmt viele Männer, denen es ähnlich geht, wie dir damals. Was würdest du anderen Männern raten, die sich in der gleichen Situation befinden wie bei dir damals?


Zunächst einmal muss man sich seiner Angst bewusst machen und verstehen, was da in einem vorgeht. Die Angst ist zunächst ein Mechanismus des Unterbewusstseins, dass einen schützen möchte. Wichtig jedoch ist sich selbst zu beweisen, dass es in einer solchen Situation keinen „Schutz“ bedarf und man sich letztlich mit seiner Angst nur selbst im Weg steht.


Und wenn du diese Erkenntnis hast, dann hör auf zu glauben, dass du das allein lösen musst. Es ist keine Schwäche, sich Hilfe zu holen. Angst kann dein Leben bestimmen – oder du kannst lernen, sie zu besiegen.


Jeder verdient Liebe. Jeder verdient es, glücklich zu sein. Aber manchmal braucht es Unterstützung, um diesen Weg zu gehen. Und das ist völlig okay.

In meinem Fall war wichtig, dass ich mir Hilfe in Form eines Menschen suche, die mir emotional nicht zu nahe ist. Ein Freund oder ein Familienangehöriger hätte für mich auf keinen Fall funktioniert, weil auch er mir gegenüber emotional befangen gewesen wäre. Und vermutlich hätte ich ihnen gegenüber auch nicht vollständig ehrlich sein können und wollen. Deshalb empfehle ich dir, dir ebenfalls professionelle Hilfe zu suchen.

Rückblickend hätte ich diesen Schritt bereits 10 Jahre früher gehen sollen und genau das möchte ich dir als Leser auch ans Herz legen.

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