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Politik & Gesellschaft

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MAA spricht mit Jutta Kurz

Vom Job zur Berufung – wie eine Stellenanzeige ein Leben veränderte

Manchmal führt das Leben uns auf unerwartete Wege – und genau das kann sich als großes Glück erweisen. So erging es Jutta Kurz, die ursprünglich Krankenschwester werden wollte und durch eine Fügung ihre Leidenschaft für die Naturheilkunde entdeckte. Im Interview erzählt sie, wie ihr Werdegang verlaufen ist, welche Erfahrungen sie geprägt haben und warum sie ihre Arbeit als Heilpraktikerin bis heute mit so viel Freude und Hingabe ausübt.

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Bild: Jutta Kurz, privat

Hallo Jutta. Schön, dass du dir heute die Zeit nimmst. Möchtest du dich kurz vorstellen und uns erzählen, warum du Heilpraktikerin geworden bist?

Eigentlich wollte ich zunächst Krankenschwester werden – und das bin ich auch geworden.

Zu meiner Zeit verließ man die Realschule mit 16 Jahren, aber die Ausbildung zur Krankenschwester durfte man erst mit 18 beginnen. Heute kann man ja schon mit 17 starten. Damals wollte ich die zwei Jahre nutzen, um Geld zu verdienen und mir ein kleines finanzielles Polster anzulegen. Aber meine Mama meinte: „Nein, hier kommt was in der Zeitung – da gehst du hin und stellst dich vor.“ Es handelte sich um eine Stelle im Haushalt in Wasseralfingen. Ich habe den Job angetreten, obwohl ich es nicht unbedingt wollte und habe dort zwei Jahre gearbeitet.


Die Frau, für die ich tätig war, war Heilpraktikerin – und das hat mein Leben entscheidend geprägt. Ich wohnte von Montag bis Freitag bei ihr und kümmerte mich um ihre zwei Kinder. Ich habe gekocht, geputzt, gewaschen, den Garten gemacht, das Auto geputzt – einfach alles. Sie erzählte mir manchmal, natürlich ohne Namen zu nennen, von den Fällen in ihrer Praxis und wie sie diese behandelte. Das hat mich sehr begeistert. Die Frau hatte eine beeindruckende Struktur – sie managte nicht nur ihre Praxis, sondern auch ihren Haushalt und ihr Leben mit einer unglaublichen Ordnung. Bei ihr konnte ich viel lernen.


Nach diesen zwei Jahren habe ich im Katharinenhospital Stuttgart meine Ausbildung zur Krankenschwester begonnen. Nach drei Jahren hatte ich meinen Abschluss und arbeitete anschließend zwei weitere Jahre auf der Nierenstation und in der Dialyse.


Dann wollte ich zurück nach Ellwangen und hatte bereits eine Stelle im Krankenhaus. Doch dann fragte mich meine ehemalige Arbeitgeberin: „Möchtest du nicht in meiner Praxis mitarbeiten?“ Anfangs war ich unsicher, mir hat es im Krankenhaus sehr gefallen – dort war immer etwas los, es gab viel Action und viele junge Menschen. In der Praxis mit ihr alleine war das natürlich ganz anders. Aber dann sah ich die Vorteile: keine Feiertags- und Wochenendarbeit, geregelte Arbeitszeiten. Also sagte ich mir: „Ich versuche es. Falls es mir nicht gefällt, kann ich immer noch zurück ins Krankenhaus.“


Und dann blieb ich ganze sieben Jahre als angestellte Praxishelferin bei ihr. Ich konnte unglaublich viel von ihr lernen, besonders in der Iridologie, also der Augendiagnostik. Sie nahm mich mit auf Fortbildungen und brachte mir viel bei.


Parallel dazu absolvierte ich berufsbegleitend meine Heilpraktikerausbildung – und so hat sich mein Weg ganz anders entwickelt, als ich ursprünglich geplant hatte. Aber es war genau richtig so.



Dann war der Ausschlaggeber also deine Mama und dann bist du in die „Lebensschule“ bei dieser Frau?

Genau. Sie war wie eine zweite Mama für mich – aber jung. Wir haben wahnsinnig viel zusammen unternommen, nicht nur im Haushalt. Wir haben Haare gefärbt, gestrickt, genäht – sie hat mir so viel beigebracht und war immer positiv. Das war wirklich cool! Die Zeit möchte ich nicht missen.





Hast du noch Kontakt zu ihr?

Leider nein, sie ist inzwischen verstorben.


Ich habe dann meinen Mann kennengelernt und bin bald schwanger geworden, was wir auch so wollten. Daraufhin wurde die Wohnung im Erdgeschoss unseres Hauses frei, und mein Mann ermutigte mich: „Mach dich doch selbstständig.“


Also haben wir die Wohnung renoviert, ein Behandlungszimmer, ein Wartezimmer und ein WC eingerichtet. Und so habe ich meine Praxis gegründet. Ich wollte von Anfang an, dass alle wissen, was ich wirklich mache und nicht nur darüber geredet wird. Daher habe ich das ganze Dorf eingeladen, um meine Praxis vorzustellen. Und tatsächlich haben sich gleich Leute für Termine angemeldet, was mich sehr überrascht hat. Es lief sofort richtig gut.

Der Eröffnungstag war der 15. Mai 1997.



Du hast das ganze Dorf zur Eröffnung eingeladen – Hattest du mit Vorurteilen zu kämpfen oder wurde dein Beruf manchmal belächelt?

Weniger. Mein Eindruck war, dass ich von Anfang an einen gewissen Vertrauensvorschuss hatte. Das lag vielleicht auch daran, dass mein Schwiegervater hier sehr bekannt ist. Der Name „Kurz“ sagte vielen etwas. Und dann kam plötzlich „die Frau Kurz“ und eröffnete eine Praxis. Ich glaube, das hat manchen die Scheu genommen. Es vermittelte Seriosität – so zumindest mein Eindruck.


Viele Leute kamen einfach vorbei, haben nachgefragt, und das war gut. Ich freue mich auch heute noch, dass ich so viele Menschen aus dem Dorf betreuen darf und dass sie mir ihr Vertrauen schenken.


Ich kenne es auch anders: Manche gehen bewusst weiter weg, damit niemand aus dem eigenen Umfeld etwas mitbekommt. Dieses Problem habe ich zum Glück kaum.

 


Wie würdest du Naturheilkunde definieren? Was bedeutet das für dich?

Für mich ist Naturheilkunde das Heilen mit pflanzlichen Mitteln, die keine Nebenwirkungen verursachen. Der Patient soll durch die Behandlung keine zusätzliche Belastung erfahren, weder durch Medikamente noch durch die Behandlung selbst.


Ich habe dazu einen schönen Spruch in meinem Wartezimmer, der lautet „Naturheilkunde heißt: Das Erkennen des ganzen Menschen, nervlich, seelisch, körperlich und behandeln mit möglichst wenig Nebenwirkungen.“ Der trifft es sehr gut.


Im Grunde geht es darum, mit sanften Mitteln zu arbeiten und den ganzen Menschen zu betrachten – nicht nur die Krankheit an sich, sondern den Menschen in seinem gesamten Sein.


Es geht nicht nur um den Körper. Andere Aspekte des Lebens gehören automatisch mit dazu. Deshalb frage ich meine Patienten fast immer: „Bist du glücklich? Bist du glücklich verheiratet?“ Oft öffnen sich die Menschen dann sehr schnell, und ich bekomme einen guten Zugang zu ihnen. Ich habe das Gefühl, dass sie sich mir leicht anvertrauen. Sie wissen auch, dass ich vertrauenswürdig bin und alles, was in meiner Praxis besprochen wird, auch dort bleibt.

 


Und wie stehst du zur klassischen Schulmedizin?

Ich habe die Schulmedizin ja im Krankenhaus gelernt, und das sehe ich als großen Vorteil. Denn es ist wichtig zu wissen, wann die Grenzen der Naturheilkunde erreicht sind – besonders in Notfällen oder bei Erkrankungen, die schulmedizinisch abgeklärt werden müssen, wie zum Beispiel Herzerkrankungen.


Ich habe mal eine Patientin mit einem Herzfehler unterstützt. Das interessante daran ist: Ich konnte den Herzfehler zwar nicht beeinflussen, aber die Ärzte haben sich immer gewundert, warum es der Patientin trotz der Diagnose so gut ging. Das zeigt mir, dass beides – Schulmedizin und Naturheilkunde – gut zusammenarbeiten können. 




"Das zeigt mir, dass beides – Schulmedizin und Naturheilkunde – gut zusammenarbeiten können." 




So handhabe ich es auch im Alltag. Es gibt viele schulmedizinische Medikamente, etwa für das Herz oder den Blutdruck, die natürlich notwendig sind. Aber man kann sie naturheilkundlich sehr gut begleiten und unterstützen.

 


Würdest du dir generell ein besseres Zusammenspiel von Naturheilkunde und Schulmedizin wünschen?

Ja, ich würde mir insgesamt noch mehr Zusammenarbeit wünschen. Vor allem fände ich es schön, wenn es noch mehr Akzeptanz von Seiten der Ärzte gäbe. Wobei ich das Gefühl habe, dass sich das in den letzten Jahren verbessert hat.


Gerade hier in Ellwangen kennen mich viele Ärzte oder zumindest meinen Namen. Sie haben schon von meiner Arbeit gehört, und ich nehme wahr, dass die anfängliche Ablehnung deutlich gesunken ist bzw. dass mittlerweile auch eine gewisse Anerkennung und Akzeptanz stattfindet.

 


Gibt es deiner Meinung nach Bereiche, in denen die Naturheilkunde besser helfen kann als die Schulmedizin?

Ich denke die Schulmedizin hat große Vorteile, wenn es um diagnostische Verfahren wie Magen- oder Darmspiegelungen geht. Diese Untersuchungen sind mit modernen Geräten sehr präzise.


Was ich jedoch vermisse, ist die Betrachtung der Abläufe im Darm und die Analyse des Mikrobioms. Die Schulmedizin untersucht in der Regel nur auf Pilze oder Blut im Stuhl – und damit ist die Diagnose oft abgeschlossen. Es gibt jedoch hervorragende Untersuchungen, mit denen sich das Mikrobiom aufschlüsseln lässt, damit könnte man gezielt feststellen was fehlt und ergänzt werden muss oder unerwünschte Pilze und Bakterien gezielt behandeln. Genau diese Kombination aus Naturheilkunde und Schulmedizin kann große Vorteile bringen – zum Beispiel bei Aufbaubehandlungen, Nervenstärkung oder bei Erschöpfungszuständen.




"Genau diese Kombination aus Naturheilkunde und Schulmedizin kann große Vorteile bringen – zum Beispiel bei Aufbaubehandlungen, Nervenstärkung oder bei Erschöpfungszuständen."




Gerade in solchen Bereichen werden Menschen oft vom Hausarzt nicht ausreichend unterstützt.

 


Ich habe manchmal das Gefühl, dass das ein Zeitproblem bei den Ärzten ist. Sie konzentrieren sich auf das akute Problem. Aber du schaust dir den ganzen Menschen an.

Ja, genau. Ich nehme mir mehr Zeit für Gespräche, um herauszufinden, wo die Ursachen für bestimmte Beschwerden liegen. Warum hat jemand Schlafstörungen? Hat er zu viel Stress? Zu viele Gedanken im Kopf? Gibt es Probleme in der Partnerschaft? Ist der Schlafplatz ungünstig? Nimmt er vielleicht die falschen Medikamente? Ich versuche, alles ganzheitlich zu betrachten. Und oft merkt man nach ein paar Gesprächen schon Fortschritte – dann kommt man gemeinsam zu einer guten Lösung.

 


Welche Behandlungsmethoden in der Heilpraktik machst du besonders gern?

Ich mag besonders Behandlungen, bei denen ich direkt mit dem Patienten arbeite, also körperliche Anwendungen wie Schröpfen, Blutegeltherapie oder Chiropraktik.


Aber ich arbeite auch wahnsinnig gern mit Injektionen, weil ich weiß, dass sie schneller wirken als andere Medikamente. Wenn jemand nervlich sehr erschöpft ist, kann ich ihn mit einer Nerven- und Aufbauspritze viel schneller beruhigen. Ich mache auch gern Infusionen – zum allgemeinen Aufbau oder zum Entsäuern.


Außerdem berate ich sehr gerne, zum Beispiel mit Bachblüten. Ich habe auch eine Ausbildung in Hypnose, was ich sehr gerne gemacht habe. Leider fehlt mir mittlerweile die Zeit dafür – das finde ich schade.


Was mir besonders am Herzen liegt, ist die Beratung von Kindern und Familien. Am schönsten finde ich es, wenn ich Frauen mit Kinderwunsch begleite – von der Vorbereitung über die Schwangerschaft bis zur Geburt. Und dann sehe ich die Kinder aufwachsen: Kleinkinder, Schulkinder, junge Erwachsene – bis hin zum gesamten Arbeitsleben und ins hohe Alter.


Diese Bandbreite gefällt mir so gut. Ich betreue Menschen jeden Alters, Männer und Frauen, und viele meiner Patienten kenne ich nun schon seit über 25 Jahren. Wir haben eine tolle Vertrauensbasis. Die Gespräche und Behandlungen sind oft sehr persönlich. Wir lachen viel zusammen – und manchmal weinen wir auch.


Dieses große Vertrauen ist für mich das Schönste an meiner Arbeit.

 


Da betreust du ja ein sehr großes Spektrum. Gibt es denn auch Themen, auf die du dich spezialisiert hast?

Meine Schwerpunkte liegen vor allem bei Erschöpfungszuständen und inzwischen auch Verdauungsproblemen. Da arbeite ich mit einem tollen Labor in Mainz zusammen. Die bieten für mich perfekte Untersuchungen an – und das zu vernünftigen Preisen. Ich habe in den letzten Jahren sehr gute Erfolge erzielt, gerade bei Patienten mit Allergien, Durchfällen oder Hautausschlägen. Das finde ich richtig spannend!


Auch die Betreuung von Frauen mit Kinderwunsch hat sich in den letzten zehn Jahren stark etabliert. Ich unterstütze Frauen dabei, die Entstehung neuen Lebens optimal vorzubereiten. Es gab auch schon Fälle, in denen der Frauenarzt seine Patientin an mich überwiesen hat, weil es mit dem schwangerwerden nicht klappte. Und ich muss sagen, ich habe bisher wirklich sehr gute Erfolge in diesem Bereich verbuchen können.


Ich habe aber die meisten Patienten mit dem Thema Erschöpfung – sei es nervlich oder seelisch. Hier spielt das persönliche Gespräch eine wichtige Rolle. Ich arbeite gerne mit Aufbauspritzen, unterstütze mit gezielten Medikamenten und analysiere den Mikronährstoffstatus meiner Patienten. Ich schaue mir genau an, wie Zink, Eisen oder andere Mineralstoffe verteilt sind, wie das Blut aussieht und kontrolliere alles regelmäßig.

Vitamin D ist in den letzten Jahren ein besonders wichtiger Faktor geworden. Leider werden die Kosten zur Überprüfung nicht von den Krankenkassen übernommen. Das finde ich sehr schade, denn alle wissen eigentlich, wie wichtig Vitamin D ist.

 


Gibt es in diesen Bereichen immer wieder Veränderungen? Wie bildest du dich weiter?

Das Labor, mit dem ich zusammenarbeite, bietet regelmäßig Schulungen an. Seit Corona sind es meist nur noch Online-Schulungen. Meistens sind die Fortbildungen abends, zwischen 17 und 19 Uhr, manchmal auch später. Ich melde mich einfach an, nehme online teil und bekomme danach eine Zertifizierung oder eine Teilnahmebestätigung.

Wobei ich persönlich Fortbildungen bevorzuge, bei denen man wirklich vor Ort ist. Der persönliche Austausch mit Kollegen ist einfach wertvoller. Oft lernt man in einer Mittagspause auch sehr viel dazu – wenn man mit Kollegen spricht, die einem neue Impulse geben. Dieser persönliche Austausch fehlt bei Online-Seminaren oft, aber zum Glück gibt es nach und nach auch wieder mehr Präsenzveranstaltungen.

 


Was bedeutet es für dich persönlich, Menschen zu helfen?

Es macht mich glücklich, anderen zu helfen und Vertrauen aufzubauen. Und dieses Vertrauen wird dann belohnt, wenn es den Menschen besser geht.


Ich denke, das ist es, was die Beziehung zwischen mir und meinen Patienten so besonders macht. Dass sie mir zutrauen, ihnen zu helfen, und ich sie ein Stück weit auf ihrem Weg begleiten darf. Das ist für mich das Schönste.


Und dann natürlich die langjährigen Bekanntschaften, aber auch die neuen Menschen, die zu mir kommen. Es ist ein ständiger Flow. Der Stamm von Patienten, die immer wieder kommen, wird größer, sodass die Zeit manchmal knapp wird. Aber da meine Tochter mich mittlerweile unterstützt und ebenfalls in diese Richtung arbeitet, wird es wieder ein bisschen leichter. Dadurch bekomme ich mehr Luft.


Trotzdem muss man sich seine Zeit gut einteilen. Man könnte immer mehr arbeiten, aber auch die Freizeit ist wichtig und schön.

 


Ich danke dir ganz herzlich für das Interview und wünsche dir jetzt einen wunderschönen Tag.

Sehr gerne, gleichfalls.

 

Sonja Krauß Logo RZ rot_X.png
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