top of page
Menschen_Aalen_Logo_neu.png

Wissen & Bildung

Cover 11_2.png

MAA spricht mit Luzia Ulsch

Mit Herz und Wolle – Das Leben mit den bezaubernden Alpakas

Luzia Ulsch erzählt, wie sie zu ihrer Liebe für Alpakas fand und was die Haltung dieser faszinierenden Tiere besonders macht. Sie gibt Einblicke in den Alltag mit Alpakas, spricht über die Herausforderungen und schönen Momente – von unerwartetem Nachwuchs bis hin zur Verarbeitung der wertvollen Alpaka-Wolle.

MENSCHEN-AALEN.DE wird unterstützt durch

Der Hauswerker.png
Bildschirmfoto 2025-01-08 um 08.47.40.pn
Kopie von Sina Pürner.png
WhatsApp Bild 2025-01-14 um 11.11.37_a6fb45a2.jpg
JANOT IT.png
titz-logo-final.png
Logo Sperle Transparenter Hintergrund.png
Der Hauswerker.png
Bildschirmfoto 2025-01-08 um 08.47.40.pn
Kopie von Sina Pürner.png
Der Hauswerker.png
Bildschirmfoto 2025-01-08 um 08.47.40.pn
Kopie von Sina Pürner.png
WhatsApp Bild 2025-01-14 um 11.11.37_a6fb45a2.jpg
JANOT IT.png

Das könnte dich auch interessieren

Bild: Luzia Ulsch, privat

Hallo Luzia, ihr seid ja ein sehr tierfreundlicher Haushalt. Warst du schon immer so tierlieb?

Ja, ich hatte eigentlich schon immer Katzen. Alpakas haben mich auch schon lange fasziniert – diese Tiere haben Augen, in die man sich leicht verlieben kann. Schon ca. 10 Jahre bevor ich aufgehört habe zu arbeiten, habe ich mir immer gedacht: Wenn ich mal aufhöre zu arbeiten, wäre es toll, solche Tiere zu haben. Wir haben ein Stück Wiese hinter unserem Haus und im Geiste habe ich die Alpakas dort immer herumlaufen sehen.


Seit 2012 arbeite ich nicht mehr. Ab 2014 haben wir uns dann aktiv mit dem Thema Alpakas beschäftigt. Wir haben verschiedene Höfe besucht, geschaut, wie man diese Tiere hält, und uns informiert, welche Tiere zum Verkauf stehen. Dann kam in der Wochenpost ein Inserat: „Verkaufe Alpakas wegen Aufgabe.“ Ein Mann musste seine Alpakaherde wegen gesundheitlicher Probleme verkleinern.


Wir sind hingefahren und haben uns drei Stuten ausgesucht. Angeblich waren zwei davon trächtig, aber letztlich war es nur eine – bei der anderen haben wir vergeblich gewartet, da kam einfach nichts. So hat alles begonnen. Der Vorbesitzer und seine Frau waren auch nach dem Verkauf immer mal wieder bei uns zum Essen oder zum Kaffee, um zu schauen, wie es den Tieren geht und uns zu zeigen, wie man die Wolle verarbeitet. Sie hatten ein Spinnrad, eine Kardiermaschine und all das, was man dafür braucht. Diese Geräte haben wir bei uns aufgebaut und ausprobiert. Ihnen hat es gefallen, wie gut sich die Tiere bei uns eingelebt haben.


Nach ungefähr einem Jahr haben sie uns erneut kontaktiert, weil sie ihre drei Hengste auch noch abgeben mussten. Es ist nicht möglich, Hengste mit Stuten zusammenzuhalten, weil die Stuten dann entweder nicht zur Ruhe kommen oder ständig trächtig sind – die Trächtigkeit dauert fast zwölf Monate. Also haben sie die Hengste kastrieren lassen und gewartet, bis „der Dampf raus war“. Nach etwa einem halben Jahr haben wir sie dann zu uns geholt. So hatten wir plötzlich sieben Tiere.


Das Jungtier von damals, unsere Elsie, hat inzwischen auch ein Fohlen bekommen – ganz überraschend! Und so nahm das Ganze seinen Lauf.

 


Welche Tiere habt ihr aktuell?

Wir haben zwei Katzen, einen Malteser-Hund, mehrere Alpakas und Hühner.

 




Wie steht deine Familie dazu? Hilft jeder mit?

Ja, das ist notwendig. Die Tiere müssen täglich gefüttert werden, der Zaun muss regelmäßig kontrolliert und manchmal repariert werden. Manchmal müssen wir ein Zelt aufstellen. Einmal im Jahr müssen die Alpakas geschoren werden – dafür brauchen wir mindestens vier Leute. Auch die Fußnägel müssen geschnitten werden, was zu zweit viel einfacher ist. Und wenn mal ein Tier krank ist, muss es versorgt und gegebenenfalls behandelt werden. Manche Dinge kann man alleine machen, aber vieles geht einfach besser mit Unterstützung.


Man sagt übrigens als Faustregel, dass drei Alpakas ungefähr so viel Arbeit machen, wie eine Kuh.

 


Das klingt nach viel Arbeit, aber bestimmt auch nach viel Freude! Was fasziniert dich am meisten an den Alpakas?

Ihre Ruhe – sie strahlen eine unglaubliche Gelassenheit aus und entschleunigen den Alltag. Wir gehen oft mit ihnen spazieren. Manche Leute finden das vielleicht seltsam oder lustig, aber wir genießen das.


Wir machen auch beim Ferienprogramm mit und laden Kinder ein. Außerdem kommen manchmal Menschen mit Behinderung, zum Beispiel aus Aalen oder Westhausen. Man merkt deutlich, dass die Tiere auf Menschen wirken – sie verändern etwas in ihnen.

Ich erinnere mich an eine Familie, die uns mal besucht hat. Der Vater war eine sehr dominante Persönlichkeit und hat sich das größte unserer Tiere ausgesucht, Camillo. Camillo ist allerdings ein eher ängstliches Alpaka und hat sich geweigert, mit ihm zu laufen. Dann hat der achtjährige Sohn das Tier übernommen – das sah sehr witzig aus: ein riesiges Alpaka neben einem kleinen Kind – und plötzlich lief Camillo völlig entspannt mit. Das zeigt, wie stark die Tiere auf die Energie der Menschen reagieren.




"Das zeigt, wie stark die Tiere auf die Energie der Menschen reagieren."




Umgekehrt kann man auch spüren, wie Alpakas sich positiv auf die Psyche von Menschen auswirken.




 

Bietet ihr auch Produkte aus Alpaka-Wolle an?

Ja, einiges. Zum Beispiel Einlegesohlen für Schuhe, Mützen oder Seifen.

 


Seifen? Wie funktioniert das?

Die Faser der Alpakas enthält Keratin, dieses wird heraus gekocht und aus dem Sud kann dann unter anderem Seife hergestellt werden. Diese Seife ist sehr hautfreundlich und kann sogar als Shampoo verwendet werden. Keratin kräftigt die Haare und ist ja mittlerweile in vielen Pflegeprodukten enthalten.

 


Macht das Keratin die Alpaka-Wolle so besonders?

Nein, eigentlich nicht. Das Besondere an der Alpaka-Faser ist, dass sie hohl ist. Dadurch kann sich Luft in der Faser speichern, was sie besonders warm, pflegeleicht und geruchsneutral macht. Man sagt, Alpaka-Wolle sei fünfmal wärmer als Schafwolle – und Schafwolle ist ja schon sehr warm!


Aus der Faser kann man zum Beispiel Bettdecken machen lassen. Für eine ganze Decke braucht man etwa 1.000 Gramm Faser. Sie reguliert die Körpertemperatur optimal und sorgt für ein angenehmes Schlafklima. Das Besondere ist auch, dass man Alpaka-Wolle kaum waschen muss. Stattdessen reicht es, sie bei feuchtem Wetter rauszuhängen – dann füllt sich die hohle Faser wieder mit Luft. Sie nimmt Feuchtigkeit gut auf und gibt sie schnell wieder ab, ohne zu müffeln.

 


Richtiges Wunderprodukt! Wie aufwendig ist es, die Wolle zu verarbeiten? Macht ihr das selbst oder arbeitet ihr mit Partnern zusammen?

Ja, die Verarbeitung ist sehr aufwendig. Es gibt Firmen, die sich darauf spezialisiert haben. Die Faser muss zuerst gewaschen, dann getrocknet und schließlich gekämmt werden – das dauert alles relativ lange.


Ich habe zwar ein elektrisches Kardiergerät, aber die Verarbeitung dauert endlos lange. Ich habe mal für jemanden 300 Gramm Fasern kardiert – dafür habe ich über vier Stunden gebraucht! Danach muss die Wolle noch versponnen werden, was ich selbst nicht kann, und was auch endlos viel Zeit kostet. Deshalb geben wir die Faser zur Weiterverarbeitung weg, wenn die Alpakas geschoren sind. Wir nutzen sie entweder zur Herstellung von Einlegesohlen, Wolle oder Bettdecken, die Abfallwolle für die Seifenproduktion.

 


Und was bedeutet "kardieren"?

Das ist das Kämmen der Wolle. Wenn die Faser vom Alpaka geschoren wird, liegt sie erst mal in alle Richtungen. Beim Kardieren wird sie in eine gleichmäßige Richtung gekämmt. Stell dir das wie eine große Walze vor, durch die die Wolle geführt wird. Danach hat man eine Art Matte, die man dann weiterverarbeiten kann.

 


Spannend! Wo kann man eure Produkte kaufen?

Nur auf dem Weihnachtsmarkt. Wir gehen immer auf den Weihnachtsmarkt in Pommertsweiler mit unseren Alpakas.

 


Wie sieht dein Alltag mit den Alpakas aus?

Morgens beginnt der Tag mit dem Füttern. Die Alpakas fressen Heu, Gras und bekommen frisches Wasser. Abends gibt es zusätzlich ein Müsli, das wichtige Mineralstoffe enthält. Dieses besteht meist aus Kräutern oder aus Luzerne.


Und natürlich muss man sie auch ausmisten. Der Mist von Alpakas ist übrigens sehr gut für Pflanzen, weil er viele Nährstoffe enthält.

 


Müssen die Alpakas tagsüber zusätzlich bewegt werden oder brauchen sie viel Auslauf?

Nein, das nicht. Sie haben genug Platz auf unserem Gelände und bewegen sich den ganzen Tag über selbstständig. Sie sind fast immer draußen – auch im Schnee. Nur bei Regen laufen sie schnell in den Unterstand, um nicht nass zu werden. Sobald sie eine Weile drinnen waren, gehen sie aber meist wieder raus, auch wenn es noch regnet.

 


Gibt es gesetzliche Vorschriften oder Richtlinien, die ihr bei der Haltung von Alpakas beachten müsst?

Ja, es gibt Vorschriften zur Haltung. Man muss eine gewisse Fläche zur Verfügung haben. Die Regel besagt, dass man für drei Alpakas mindestens 1.000 m² benötigt. Für jedes weitere Alpaka kommen zusätzlich 100 m² dazu. Mehr Platz ist natürlich immer besser.

 


Gibt es etwas Besonderes, das dich an Alpakas fasziniert?

Mich beeindruckt vor allem ihre Ruhe und dass sie so ausgleichend sind. Das empfinden ja viele Menschen so.

 


Haben Alpakas einen besonderen Charakter?

Ja, auf jeden Fall! Man könnte fast sagen, sie haben ein bisschen autistische Züge.




"Man könnte fast sagen, sie haben ein bisschen autistische Züge."




Wenn ich beispielsweise das Müsli bringe, haben sie eine feste Reihenfolge beim Fressen – es ist immer die gleiche Reihenfolge und die gleiche Stelle, an der jedes Tier frisst. Sie mögen es nicht, wenn man diese Ordnung stört.

 




Und wenn die Alpakas aufs Klo gehen, benutzen sie dann immer die gleiche Stelle?

Ja, genau. Sie haben bestimmte Kotplätze und verteilen ihren Kot nicht wahllos auf der gesamten Wiese. Nach ein paar Wochen verlagern sie den Kotplatz, aber dann nutzen wieder alle Alpakas dieselbe neue Stelle.

 


Habt ihr noch weitere Pläne mit den Alpakas? Wollt ihr noch mehr Tiere anschaffen?

Im Moment nicht. Wir haben aktuell viele Jungtiere, und die Herdengröße richtet sich natürlich auch nach dem verfügbaren Platz.


Letztes Jahr haben wir überraschend im Februar ein Fohlen bekommen. Wir hatten nicht einmal bemerkt, dass das Muttertier trächtig war. Bei Alpakas sieht man das nicht so leicht. Wir hatten einen jungen Hengst, der ein Jahr zuvor kastriert worden war, im März. Vor der Kastration hatte er sich wohl mit unserer Stute „Elsie“ vergnügt.

 


Eine kleine Kinder-Überraschung!

Das war echt eine Überraschung!


Und eigentlich zu früh, weil es im Februar noch zu kalt war. Normalerweise fohlen Alpakas in den warmen Monaten. Sie können kurzzeitig den Geburtszeitpunkt beeinflussen und warten, bis es wärmer ist.




"Normalerweise fohlen Alpakas in den warmen Monaten. Sie können kurzzeitig den Geburtszeitpunkt beeinflussen und warten, bis es wärmer ist."




Wenn es zum Beispiel drei Tage lang regnet oder kalt ist, kann die Stute das Fohlen noch zurückhalten, bis das Wetter besser ist. Alpakas haben keine lange Zunge und können das Fohlen dadurch nicht trocken lecken. Die Fohlen müssen selbst trocknen.


Alpakas fohlen meistens vormittags, bis spätestens zum frühen Nachmittag. Sie warten oft, bis die Sonne scheint, damit die Bedingungen optimal sind. Aber eine Geburt von Februar bis Mai hinauszuzögern, funktioniert natürlich nicht.

 




Aber das Fohlen hat es trotzdem geschafft?

Ja, es hat es geschafft! Allerdings waren die ersten drei Tage etwas schwierig. Die Stute war wohl selbst überrascht, dass da plötzlich ein Fohlen herauskam und wusste nicht so recht, was sie tun sollte. Das Jungtier hatte anfangs Probleme beim Trinken, also habe ich es drei Tage lang mit der Flasche gefüttert.


Ich musste Kolostrum besorgen – also die erste, besonders nährstoffreiche Milch. Eine befreundete Züchterin hat mir ausgeholfen. Dann habe ich Milchpulver bestellt und am nächsten Morgen um sechs Uhr wollte ich dem Fohlen wieder die Flasche geben. Da standen die beiden: Der Kleine hat geschmatzt, selbstständig getrunken und die Stute stand still unterm Baum – das war ein richtig schöner Moment.

 


Eine wunderschöne Geschichte, wirklich! Vielen Dank für den interessanten und schönen Einblick in das Leben mit Alpakas.

Sehr gerne!

 



Sonja Krauß Logo RZ rot_X.png
Bildschirmfoto 2025-02-28 um 15.13.45.png
WhatsApp Bild 2025-01-14 um 11.11.37_a6fb45a2.jpg
JANOT IT.png
Der Hauswerker.png
Bildschirmfoto 2025-01-08 um 08.47.40.pn
Kopie von Sina Pürner.png
WhatsApp Bild 2025-01-14 um 11.11.37_a6fb45a2.jpg
JANOT IT.png
bottom of page