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Politik & Gesellschaft

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MAA spricht mit Marina Kaufmann

Vom Chefsessel in den Kindergarten – Aalenerin gibt Karriere für Glück auf

Marina Kaufmann hatte eine erfolgreiche Karriere in einer Führungsposition mit hohem Gehalt und gesellschaftlichem Ansehen – doch innerlich fühlte sie sich leer. Sie wagte den radikalen Schritt und wechselte in den Kindergarten, trotz finanzieller Einbußen und Kritik aus ihrem Umfeld. Heute weiß sie: Wahres Glück findet man nicht im Kontostand, sondern darin, seinem Herzen zu folgen.

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Bild: Canva

Marina, du hast eine steile Karriere in einem großen Unternehmen hingelegt und warst in einer Führungsposition mit viel Verantwortung. Heute arbeitest du im Kindergarten. Viele würden diesen Schritt als einen Rückschritt sehen. Wie kam es dazu?


Ja, das höre ich oft: "Warum hast du das gemacht?" oder "Was für eine Verschwendung!" Aber für mich war es kein Rückschritt, sondern der wichtigste Schritt meines Lebens. Ich habe viele Jahre in einem großen Unternehmen gearbeitet, war verantwortlich für ein Team von 50 Menschen, habe Projekte geleitet, Budgets verwaltet und strategische Entscheidungen getroffen. Ich war erfolgreich. Doch eines Tages habe ich mich gefragt: "Ist das wirklich das Leben, das ich führen will?" Und die ehrliche Antwort war: Nein. Ich war innerlich leer, funktionierte nur noch, hatte keinen wirklichen Bezug mehr zu dem, was ich tat.


Die ersten Zweifel kamen schleichend. Es war nicht so, dass ich eines Morgens aufwachte und wusste: Ich will das nicht mehr. Es waren kleine Momente, die mich stutzig machten. Einmal fuhr ich spätabends nach einer langen Besprechung nach Hause, sah Mütter mit ihren Kindern auf dem Spielplatz lachen und fragte mich: Wann habe ich das letzte Mal einfach unbeschwert gelacht? Wann habe ich das letzte Mal etwas getan, das mich wirklich erfüllt? Ich fand keine Antwort.


"Die ersten Zweifel kamen schleichend"


Ein Schlüsselmoment kam, als meine beste Freundin ihr erstes Kind bekam. Ich besuchte sie im Krankenhaus, hielt dieses kleine Wesen in meinen Armen und spürte eine Wärme, die ich lange nicht mehr gespürt hatte. Ich sah, wie meine Freundin vor Glück strahlte, obwohl sie erschöpft war, und ich fragte mich: Wann habe ich mich das letzte Mal so lebendig gefühlt?


Die Entscheidung reifte über Monate. Irgendwann wurde mir klar: Ich hatte schon immer eine Faszination für Kinder, für ihre Ehrlichkeit, ihre Begeisterung für die Welt. Und ich wusste: Wenn ich etwas verändern will, dann jetzt. Aber das bedeutete auch, dass ich mich meinen tiefsten Ängsten stellen musste: Was, wenn ich scheitere? Was, wenn ich mir das alles nur einbilde? Diese Fragen haben mich lange begleitet, bevor ich den endgültigen Entschluss fasste.

 

Das ist ein mutiger Schritt. Wie hat dein Umfeld darauf reagiert?

Um ehrlich zu sein: nicht gut. Viele haben mich für verrückt erklärt. Mein ehemaliger Chef konnte es nicht fassen. "Du gibst alles auf? Für einen Kindergartenjob?" Meine Eltern waren entsetzt. Sie hatten so viel Stolz darauf, dass ich eine angesehene Position hatte, gutes Geld verdiente, gesellschaftlich anerkannt war. Mein Vater sagte sogar: "Das wirst du bereuen." Und ja, auch Freunde waren skeptisch. Sie fragten: "Willst du wirklich dein Einkommen aufgeben? Deine Karriere?" Es war, als wäre ich plötzlich jemand, der es nicht "geschafft" hat.


"Du gibst alles auf? Für einen Kindergartenjob?"


Besonders schwer war es für mich, meinem eigenen Selbstzweifel zu begegnen. Ich hatte so lange nach den Maßstäben anderer gelebt, dass ich mich fast schuldig fühlte, meine eigenen Wünsche in den Vordergrund zu stellen. Doch dann fragte ich mich: "Will ich wirklich den Rest meines Lebens nur nach den Erwartungen anderer leben?" Die Antwort war ein klares Nein.


Aber ich wusste: Das hier ist mein Leben. Und ich bin die Einzige, die damit glücklich sein muss. Das zu akzeptieren war schwer, aber unglaublich befreiend. Es hat Zeit gebraucht, aber irgendwann begann ich, stolz auf meine Entscheidung zu sein, anstatt mich für sie zu rechtfertigen.

 

Wann war der Moment, in dem du wusstest, dass du die richtige Entscheidung getroffen hast?


Ich erinnere mich genau. Es war mein erster Tag im Kindergarten. Ich war nervös, unsicher, ob ich mit den Kindern klarkommen würde, ob ich das wirklich konnte. Und dann kam dieses kleine Mädchen auf mich zugelaufen, nahm meine Hand und sagte: "Kommst du mit mir spielen?" Das war der Moment.


Plötzlich war da diese Leichtigkeit, dieses ehrliche Glück. Kein Meeting, keine Deadline, keine Zahlen, nur dieses kleine Mädchen, das sich einfach freute, dass ich da war. Da wusste ich: Hier bin ich richtig.


Dann gab es diesen besonderen Moment ein paar Wochen später. Ein Junge, der anfangs sehr verschlossen war, kaum sprach und sich nicht traute, mit anderen Kindern zu spielen, nahm plötzlich meine Hand und zeigte mir sein selbstgebautes Lego-Haus. Seine Augen strahlten, und ich wusste: Ich hatte einen Unterschied gemacht. Das war so viel mehr wert als jede Gehaltserhöhung oder berufliche Anerkennung.

 

Vermisst du manchmal dein früheres Leben? Das hohe Gehalt, die Verantwortung?

Mein Konto ist definitiv leerer als früher, das kann ich nicht leugnen. Aber Geld allein macht nicht glücklich. Was ich heute tue, gibt mir so viel mehr zurück, als es mein früherer Job je konnte.


Ich sehe die Welt jetzt anders. Kinder haben eine so einfache, aber wunderschöne Art, das Leben zu betrachten. Sie lehren mich jeden Tag, im Moment zu sein, ehrlich zu fühlen, ohne Angst davor, was andere denken. Und Verantwortung habe ich hier auch – aber eine andere. Ich forme kleine Menschen, ich gebe ihnen Liebe, Sicherheit und Wissen fürs Leben. Das ist eine der wertvollsten Aufgaben, die es gibt.


Natürlich gibt es Tage, an denen ich mich frage, wie mein Leben verlaufen wäre, wenn ich geblieben wäre. Aber dann sehe ich diese lachenden Kinder, die mich mit offenen Armen begrüßen, die mir kleine Bilder malen und mich als wichtigen Teil ihres Lebens sehen. Das ist unbezahlbar.

 

Gab es Momente, in denen du gezweifelt hast?

Absolut. Besonders am Anfang. Es gab Tage, an denen ich mich gefragt habe: "Habe ich die richtige Entscheidung getroffen?" Besonders, wenn wieder jemand mich mitleidig ansah und sagte: "Na, wann kehrst du zurück in die echte Arbeitswelt?" Oder wenn ich meine ehemaligen Kollegen sah, die weiter Karriere machten.


Dann waren da die ganz praktischen Zweifel. Ich musste meinen Mercedes verkaufen, weil ich mir die Leasingraten nicht mehr leisten konnte. Ich musste lernen, mit einem deutlich kleineren Budget zu haushalten. Plötzlich überlegte ich beim Einkaufen, ob ich mir wirklich dieses eine Extra leisten sollte. Das war eine neue Realität für mich.


Noch schwieriger war die Reaktion meiner Eltern. Sie konnten meine Entscheidung nicht nachvollziehen, vor allem mein Vater. Er sagte: "Du hattest alles, warum wirfst du es weg?" Er konnte nicht verstehen, dass ich etwas anderes wollte. Und das tat weh. Ich zweifelte, ob ich ihn enttäuscht hatte. Ob ich mir selbst nur etwas vormachte.


Aber immer, wenn ich ins Zweifeln geriet, erinnerte ich mich an das Gefühl von damals – diese Müdigkeit, diese Leere. Ich wusste: Dorthin will ich nicht zurück. Und wenn ich jetzt jeden Morgen von lachenden Kindern begrüßt werde, weiß ich: Ich bin genau da, wo ich sein soll.





 

Was würdest du Menschen raten, die sich auch beruflich neu orientieren wollen, aber Angst vor den Konsequenzen haben?


Hört auf euer Herz. Die Gesellschaft hat bestimmte Vorstellungen von Erfolg, aber euer persönliches Glück zählt mehr als das Prestige eines Jobs oder ein volles Bankkonto.

Ja, es wird Menschen geben, die euch nicht verstehen. Manche werden euch vielleicht sogar verurteilen. Aber am Ende des Tages lebt ihr euer Leben – nicht sie. Und wenn ihr merkt, dass ihr unglücklich seid, dann ändert es. Habt den Mut, eure eigene Definition von Erfolg zu finden.


"Hört auf euer Herz"


Ich habe gelernt, dass wahres Glück nicht in Titeln oder Gehältern liegt, sondern in dem Gefühl, dass man das Richtige tut – für sich selbst. Und das wünsche ich jedem, der noch zweifelt.

Mir hat diese Entscheidung wahnsinnig gut getan und tut es noch heute.

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