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Kultur, Film & Musik

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MAA spricht mit Maria Überstein und Roland Zulehner

Mehr als nur Malerei: Kunst als Therapie und Inspiration

Kunst kann mehr als nur schön aussehen – sie kann Emotionen wecken, Räume beleben und Trost spenden. Das Künstlerpaar Maria Überstein und Roland Zulehner setzt genau hier an: Mit ihren Werken verwandeln sie Wohnräume in lebendige Orte voller Farbe und Lebensfreude. Im Interview erzählen sie, wie ihre Kunst nicht nur Wände, sondern auch Herzen berührt.

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Bilder: Roland Zulehner, privat

Roland, wann hattest du zum ersten Mal einen Pinsel in der Hand? Wie hat deine Künstlerkarriere begonnen?

Roland: Das war eigentlich schon in meiner Schulzeit, also um 1980 herum. Damals galt ich aus Lehrersicht als künstlerisch eher schlecht. In der Schule hatte ich also keinen großen Erfolg in Kunst, aber zu Hause habe ich immer gezeichnet. Letztendlich hat sich das über die Zeit entwickelt.

Eines meiner ersten Porträts war eine Zeichnung von einem Passbild meiner Oma mit Schwarz-Weiß-Schraffur. Das war auch ein Schulprojekt und dafür habe ich die Note 1,0 bekommen. Das war ein kleiner Erfolg, weil mein Notendurchschnitt in Kunst nicht besonders gut war. Der Lehrer sagte immer: „Der Roland mischt nicht richtig“, oder „Er macht diese Technik nicht korrekt.“ Ich habe schon immer anders gearbeitet und die Farben direkt auf der Leinwand gemischt, egal ob mit Wasserfarben oder Acryl. Ich mische die Farben nicht erst auf einer Palette, sondern direkt auf dem Bild. Ich trage eine nasse Farbe auf und gebe dann eine andere dazu – die Endfarbe entsteht so auf der Leinwand.

 


Das ist spannend! Das klingt nach einer ganz eigenen Maltechnik.

Roland: Ja, das ist eine Technik, die ich von klein auf intuitiv verwende. Es fühlt sich für mich immer komisch an, Farben erst vorzubereiten oder anzumischen. Ich will nicht zu viel Farbe verschwenden. Auf der Leinwand kann ich genau die Menge und die Farbe erzeugen, die ich brauche.

 


Wie würdest du deine Kunst beschreiben?

Roland: Meine Kunst bewegt sich zwischen Pop-Art, Realismus und Surrealismus. Ich bin ein großer Fan des Surrealismus, insbesondere von Dalí. Das bedeutet, dass ich keine realistischen Porträts im klassischen Sinne male – das Gesicht und der Charakter einer Person sind erkennbar, aber ich bringe eine ganz neue Lebendigkeit und Fröhlichkeit hinein. Ich arbeite mit intensiven Farben und spiele mit Formen. Oft sind die dargestellten Personen oder Szenen komplett von ihrer ursprünglichen Umgebung losgelöst.

 


Die Mischung aus Realismus und Surrealismus – wie findest du die Balance zwischen diesen beiden Welten in deinen Bildern?

Roland: Mir ist es wichtig, dass meine Bilder eine gewisse Erkennbarkeit haben. Das bedeutet, dass Augen und Proportionen stimmen müssen. Aber gleichzeitig spiele ich mit Ausdruck, Schattierung und Farbgestaltung. Ich arbeite oft mit bewussten Umkehrungen: Wo es normalerweise dunkel wäre, mache ich es hell. Beispielsweise kann der Hintergrund strahlend hell sein, während der Vordergrund oder bestimmte Elemente, wie eine Gesichtspartie, im Dunkeln gehalten werden. Dadurch entstehen neue Kontraste, die das Bild spannender machen.


v.l.n.r. Roland Zulehner, Maria Überstein, Diana Beimler (stv. Geschäftsleitung HomeCare Pflegedienst)
v.l.n.r. Roland Zulehner, Maria Überstein, Diana Beimler (stv. Geschäftsleitung HomeCare Pflegedienst)

Was fasziniert dich speziell an Pop-Art?

Roland: Pop-Art begeistert mich durch die farbenfrohe Spielerei. Damit kann ich die Welt in einen Comic verwandeln und neue Geschichten hineinbringen. Ich finde es faszinierend, wie Pop-Art alltägliche Motive auf eine völlig neue, farbenfrohe Weise interpretiert.




"Ich finde es faszinierend, wie Pop-Art alltägliche Motive auf eine völlig neue, farbenfrohe Weise interpretiert."




Ich bin ein großer Fan von Keith Haring. Es gibt zwar viele bekannte Pop-Art-Künstler wie Andy Warhol, aber Keith Haring hat mich besonders inspiriert mit seiner figurativen Kunst.

 


Roland und Maria, wie habt ihr beide euch kennengelernt?

Roland: Wir haben uns über die Kunst kennengelernt – das ist eine interessante Geschichte. Ich habe viel über das Internet gemacht, auch über Instagram, dort habe ich meine Bilder eingestellt. Da wurde sie auf mich aufmerksam.

Meine Frau ist ebenfalls sehr talentiert. Wir teilen viele Ideen und haben einen ähnlichen künstlerischen Hintergrund. Natürlich hat sie ihren ganz eigenen Stil, aber wir beide spielen gerne mit der Realität. Genau das ist für mich der entscheidende Kunstgedanke.

 


Arbeitet ihr dann auch als Künstlerpaar zusammen? Gibt es Bilder, die ihr gemeinsam malt?

Roland: Ja, gibt es! Wir haben zum Beispiel ein gemeinsames Projekt, das sehr spielerisch angelegt ist. Sie malt ein großes Bild und ich male ein großes Bild und daneben steht ein kleiner Rahmen. Jeder von uns zeichnet immer wieder ein oder zwei Striche auf das kleine Bild. So entsteht ein ganz eigenes dynamisches Werk.

 


Das heißt, ihr beeinflusst euch auch kreativ. Ist das eher eine gegenseitige Inspiration oder gibt es manchmal auch Herausforderungen?

Roland: Herausforderungen gibt es natürlich. Es hängt immer vom Projekt ab. Ein gutes Beispiel ist die Arbeit für bestimmte Auftragsprojekte, zum Beispiel für öffentliche Ausstellungen oder bestimmte Kunden. Da muss ich oft eine völlig andere Herangehensweise wählen. Es darf dann nicht zu düster oder zu experimentell sein – es muss eine positive Stimmung haben und den Menschen gefallen, die es später sehen werden.

Das ist manchmal eine echte Herausforderung für mich als Künstler. Denn in solchen Fällen muss ich mich selbst und meine eigene künstlerische Vorstellung ein Stück weit zurücknehmen und mich darauf konzentrieren, was der Kunde sich wünscht.

 


Maria, du hast einen südafrikanischen Einfluss in eure gemeinsame Kunst eingebracht. Was fasziniert dich daran am meisten?

Maria: Wie Roland schon gesagt hat, inspiriert mich Dalí sehr, weil ich glaube, dass man seine Träume malen muss. Wir haben früher immer unsere Träume gemalt. Auch wenn surrealistische Kunst für manche Menschen seltsam wirkt, liebe ich sie.

Manchmal tauche ich völlig in die Welt des Surrealismus ein, aber dann habe ich auch wieder das Bedürfnis, zurück auf den Boden zu kommen. Dann beginne ich mit Stillleben. Ich male alles, was mir morgens beim Aufwachen in den Kopf kommt – egal ob lustig oder ernst. Auch wenn ich traurig bin und mich vor die Leinwand setze, entsteht oft etwas Fröhliches. Malen ist für mich wie eine Therapie, es bringt mich immer wieder ins Gleichgewicht.

Ich liebe fröhliche Farben! Roland und ich mögen beide kräftige Töne – vor allem Gelb und Orange. Ich liebe Orange, Rot und all diese lebendigen Farben. Auch Valentina Beimler (Inhaberin HomeCare Pflegedienst) teilt unsere Begeisterung für diese Farben. Es ist schön zu sehen, wie Farben Menschen glücklich machen können.




"Es ist schön zu sehen, wie Farben Menschen glücklich machen können."




Vincent van Gogh soll angeblich sogar gelbe Farbe getrunken haben, weil es ihn innerlich glücklich machte. Ich glaube fest daran, dass Farben Freude und ein Lächeln auf das Gesicht der Menschen zaubern können.

Meine größte Inspiration war die Begegnung mit Roland. Ich habe erst vor etwa fünf Jahren angefangen zu malen, und als ich ihn traf, hat es sofort Klick gemacht. Unsere Malstile könnten unterschiedlicher nicht sein, aber irgendwie verbinden sie sich dennoch auf eine besondere Weise.

Wir streiten nicht über unsere Kunst – im Gegenteil. Selbst wenn ich mal auf ihn sauer bin, fange ich an zu malen und vergesse den Ärger schnell wieder. Die Kunst bringt uns zusammen.

Wir sind beide große Fans von Frida Kahlo. Ich liebe Frida Kahlo, weil ihre Kunst eine Mischung aus Liebe und Schmerz ist. Ich male am liebsten Werke, die eine Geschichte erzählen.

Während Roland mehr ins Abstrakte geht, neige ich eher zum Realismus. Ich beginne meine Porträts immer mit den Augen, weil ich die Person erst anschauen muss, bevor ich ihr Leben einhauchen kann. Sobald ich das Licht in den Augen platziert habe, fühle ich mich wohl und kann das Bild fertigstellen. Ohne diesen Schritt fällt es mir schwer. Roland macht es genau andersherum – er beginnt oft mit anderen Elementen.

Trotz unserer Unterschiede ergänzen wir uns perfekt als Team. Wir arbeiten großartig zusammen und widmen uns jeden Tag voller Freude unserer Kunst.



Welche Rolle spielen Emotionen in eurer Kunst?

Maria: Emotionen spielen eine sehr große Rolle in meiner Kunst. Ich mache alles mit dem Herzen und möchte mich immer selbst übertreffen – mein Ziel ist es, mich stetig weiterzuentwickeln. Wenn ich male und dabei weine, dann entsteht trotzdem etwas Schönes, weil das Malen mich beruhigt und mir Freude bringt. Kunst ist für mich ein Ventil für meine Gefühle.

Ich mache alles mit Empathie und gleichzeitig bin ich eine Perfektionistin. Wenn ich ein Ziel erreiche, will es noch besser machen. Wenn ich 19 von 20 Punkten erreiche, ist das nicht genug. Es muss eine 20 von 20 sein. Gleichzeitig habe ich aber auch diese künstlerische, leicht verrückte Seite.

Emotionen sind für mich alles. Besonders berührend war für mich eine Erfahrung im HomeCare Pflegeheim. Dort haben ältere Menschen, die vorher nie gemalt hatten, durch unsere Kunst angefangen, selbst kreativ zu werden. Zu sehen, wie sehr sie das inspiriert hat, hat mich unglaublich glücklich gemacht.

 

v.l.n.r. Maria Überstein und Valentina Beimler (Inhaberin HomeCare Pflegedienst)
v.l.n.r. Maria Überstein und Valentina Beimler (Inhaberin HomeCare Pflegedienst)

Wie wählt ihr eure Farben und Motive für eure Kunstwerke aus? Gibt es bestimmte Themen, die immer wiederkehren und in euren Bildern verarbeitet werden?

Maria: Wir überlegen immer, was zu einer Person, einem Raum oder einem Gebäude passt. Unsere Kunst soll sich harmonisch in die Umgebung einfügen. Deshalb spielen Natur und ihre Elemente für mich eine große Rolle – Bäume, Wasser, Licht. Alles, was mich umarmt und mir ein Gefühl von Geborgenheit gibt.

Jeden Tag entdecke ich neue Inspirationen. Wenn ich draußen bin und einen kleinen Vogel sehe, kann das der Ausgangspunkt für ein neues Bild sein. Ich vermisse die Sonne Südafrikas sehr, aber trotzdem gibt es auch hier so viele Eindrücke, die mich inspirieren.

Manchmal reicht schon ein kleiner Moment – eine Person, die unter einem Baum entlanggeht, oder ein winziges Detail in der Natur. Selbst Unkraut an einem Baumstamm kann mich dazu bringen, innezuhalten und ihn in einem Kunstwerk festzuhalten.

Wir sehen die Welt mit anderen Augen. Viele Menschen nehmen bestimmte Dinge gar nicht wahr, weil sie nicht bewusst darauf achten. Wir hingegen suchen immer nach dem einen besonderen Moment, nach einer Idee, nach etwas, das uns inspiriert.

So funktioniert meine Kunst – sie entsteht aus dem, was mich umgibt.

 


Was bedeutet Erfolg für euch als Künstler? Ist es eher die Anerkennung, die ihr erhaltet, oder die Veränderungen, die ihr mit eurer Kunst bewirkt? Oder ist es einfach die persönliche Erfüllung für euch, eure Arbeit mit dem Pinsel auf die Leinwand zu bringen?

Roland: Eigentlich ist es eine Mischung aus allem. Es ist schön zu sehen, was unsere Kunst bewirkt – wie Menschen darauf reagieren, wie sich ihre Stimmung verändert.

Maria hat es ja schon gesagt: Wir haben Bilder für ein Pflegeheim gemalt und am Ende haben die Bewohner selbst angefangen, kreativ zu werden. Das war für uns sowas von toll. Es ist unglaublich schön zu sehen, dass unsere Kunst etwas bewegt, dass sie Menschen inspiriert – Das bedeutet uns sehr viel.




"Es ist unglaublich schön zu sehen, dass unsere Kunst etwas bewegt, dass sie Menschen inspiriert – Das bedeutet uns sehr viel."

 



Wie kam es denn zu dem Projekt „HomeCare“?

Roland: Das war ein längerer Prozess. Ich habe früher einfach für mich gezeichnet und meine Werke online geteilt. Dann kam der Punkt, an dem meine Mutter pflegebedürftig wurde und ich habe mich intensiv mit Pflegeeinrichtungen auseinandergesetzt.

Ich habe mir viele Häuser angeschaut. Manche waren modern und funktional, aber ihnen fehlte die Wärme. Sie wirkten steril, fast wie ein Krankenhaus und nicht sehr lebensfreundlich. Mir fiel auf, dass genau das fehlte: ein farblicher Akzent, ein persönlicher Touch, etwas, das Leben in die Räume bringt. Da habe ich mich gefragt: „Würde sich meine Mutter hier wohlfühlen?“ Die Antwort war: „Nein.“

Gleichzeitig wollte ich etwas zurückgeben. Meine Mutter hat viel für mich getan, also wollte ich der Gemeinschaft etwas schenken. So kam ich mit „HomeCare“ in Kontakt. Ich habe gesehen, dass dort bereits Kunst an den Wänden hing, aber für mich hat dabei das i-Tüpfelchen gefehlt. Man kann ja überall Bilder kaufen, z. B. im Baumarkt. Aber da fehlt einfach die persönliche Note. Da dachte ich mir: Warum nicht Kunst schaffen, die wirklich zu den Menschen dort passt? Das war die Idee – und wir haben sie schließlich umgesetzt.


 

Habt ihr mit den Pflegekräften oder den Bewohnern zusammengearbeitet, um die Kunstwerke zu entwickeln? Oder wie seid ihr das Projekt angegangen?

Roland: Ja, wir haben die Häuser besucht und intensiv mit den Menschen vor Ort gesprochen.

Zunächst haben wir uns einfach einen visuellen Eindruck verschafft: Welche Atmosphäre herrscht hier? Was fehlt noch? Gleichzeitig haben uns die Bewohner und Pflegekräfte direkt angesprochen und uns erzählt, was ihnen gefällt und nicht gefällt. Uns ging es darum, die individuellen Wünsche zu berücksichtigen und den Farbgedanken einzubringen.

So entstand eine Kunst, die wirklich zu den Menschen dort passt.

 


Wie viele Häuser habt ihr denn bereits mit eurer Kunst ausgestattet?

Roland: Insgesamt waren es drei Wohngemeinschaften. Eines davon befindet sich momentan in der Renovierung. Dann gibt es noch die Hauptstelle, die Wundheilpraxis, die wir komplett mit Kunstwerken ausgestattet haben – also vier Häuser insgesamt.

Es gibt noch ein fünftes Haus, das zur Einrichtung gehört – in Nesselwang. Das ist allerdings eine spezielle Wohngemeinschaft für beatmete Menschen, die das Haus voraussichtlich leider nicht mehr verlassen werden.

 


Welche Reaktionen habt ihr von den Pflegekräften oder den Bewohnern erhalten?

Valentina Beimler, Inhaberin HomeCare Pflegedienst: Es gab sehr viel positives Feedback! Eine der schönsten Entwicklungen war, dass viele Bewohner durch die Bilder selbst angefangen haben zu malen – oft gemeinsam mit ihren Angehörigen.




"Eine der schönsten Entwicklungen war, dass viele Bewohner durch die Bilder selbst angefangen haben zu malen – oft gemeinsam mit ihren Angehörigen."




Dadurch sind ganz neue Gesprächsthemen entstanden, die den Austausch zwischen den Bewohnern, ihren Familien und dem Pflegepersonal gefördert haben.

Einige Angehörige haben uns sogar gefragt, ob sie die Bilder kaufen können – das zeigt, wie sehr die Kunst sie berührt hat.

Kürzlich haben wir bereits ein neues Projekt besprochen: In unserer Einrichtung gibt es viele pflegebedürftige Kinder, die regelmäßig in die Zentrale kommen. Dort sehen sie unsere wunderschönen und ausdrucksstarken Bilder. Die Kinder haben Interesse gezeigt und nun gibt es Überlegungen, gemeinsam mit der Familie Zulehner therapeutisches Malen für die Kinder anzubieten. Ich finde es super, wie Kunst Menschen bewegt. Das war mir vorher in diesem Ausmaß gar nicht bewusst, was die Bilder für eine Energie mitbringen.

 


Glaubt ihr, dass Kunst eine direkte gesellschaftliche oder psychologische Veränderung bei Menschen bewirken kann?

Roland: Absolut, ja! Viele Menschen sagen erstmal „schrecklich bunt“, aber sobald sie sich näher mit der Kunst auseinandersetzen, merken sie, dass sie etwas in ihnen auslöst. Die Kunst bleibt nicht nur auf der Leinwand, sondern hinterlässt auch eine Wirkung im Kopf und im Herzen der Menschen.

Valentina Beimler: Ein konkretes Beispiel aus einer unserer Wohngemeinschaften: Ein Bewohner malt tatsächlich jeden Tag, seit die Bilder dort hängen. Er sagt zu mir, dass ihn das beruhigt. Das sind Momente, in denen wir sehen, dass Kunst tatsächlich eine positive Veränderung bewirken kann.



Gibt es neue Projekte oder vielleicht sogar ein Traumprojekt, das ihr in Zukunft umsetzen möchtet?

Roland: Ja, es gibt einige spannende Projekte. Momentan arbeiten wir weiter an der Ausstattung des Pflegeheims in Nesselwang. Wir haben dort bereits 10 Bilder fertig, aber es sollen insgesamt 30 bis 40 Werke werden – ein großes Projekt, das noch einiges an Arbeit erfordert.

Außerdem engagieren wir uns in Giengen für ein ganz besonderes Stadtentwicklungsprojekt: Dort gibt es eine alte Drogeriefiliale von Müller, die schon seit über einem halben Jahr ein schwarzes, leeres Schaufenster hatte. Die Innenstadt wirkte dadurch sehr verlassen. Also haben wir gefragt, ob wir dort Farbe reinbringen können. Der Bürgermeister hat mit dem Besitzer gesprochen und nun gestalten wir riesige Fensterfronten mit leuchtenden Farben und Kunstwerken. Das Gebäude hat nun ein 12 Meter breites Fenster mit insgesamt 25 großformatigen Bildern.

Wenn man durch die Stadt geht, sieht man, wie sich die Atmosphäre um 100 % verändert – von dunklen, leeren Fenstern hin zu einem leuchtenden, lebendigen Kunstwerk.

 


Das hört sich nach einer Menge Arbeit an. Wie lange braucht ihr, um ein Bild zu malen?

Roland: Das kommt ganz darauf an. Ich habe in Heidenheim in den Schlossarkaden mal ein Speed-Painting bzw. Live-Painting gemacht. Man kann ein Bild schon in einer Stunde zeichnen, aber damit ist es noch nicht fertig. Man muss sich vorher erst Gedanken machen, was man zeichnen möchte, welche Farben passen und welche Stimmung das Bild transportieren soll. Diese Vorarbeit dauert oft ein bis zwei Tage.

Technisch gesehen kommt es darauf an, welche Maltechnik wir verwenden. Manche Werke müssen in mehreren Schichten aufgebaut werden – das bedeutet, wir malen, lassen es trocknen, malen weiter – das kann sich über mehrere Tage oder sogar Wochen ziehen.

Und weil wir so viele Projekte gleichzeitig haben, arbeiten wir oft an mehreren Bildern parallel. Das führt dazu, dass wir insgesamt 300 bis 400 Bilder im Jahr schaffen – es ist unser tägliches Leben.

Maria: Es ist unser Beruf. Ich stehe täglich mindestens 10 Stunden vor der Leinwand!

Eines unserer besonderen Projekte war übrigens „Infinity Sun“ – ein Ort, der komplett mit unserer Kunst ausgestattet ist. Der Besitzer ist Schauspieler und ich habe ihn sogar porträtiert – er war begeistert!

 


Wow, man hört heraus, dass Kunst nicht nur euer Beruf ist, sondern eure Berufung! Vielen Dank für diesen kreativen Einblick.

Roland: Gerne




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