
MAA spricht mit Sandra Maier
Zwischen Kupplung, Kontrolle und Charakter: Eine Fahrschule mit Herz.
Fahrlehrerin Sandra Maier erzählt von ihrem Alltag zwischen Verantwortung und Vertrauen, von Momenten voller Risiko und Menschlichkeit. Sie erklärt, warum echte Fahrpraxis wichtiger ist als jeder Simulator – und weshalb der Führerschein zwar Geld kostet, aber seinen Wert ein Leben lang behält.
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Bild: Sandra Maier, privat
Wie bist du überhaupt auf die Idee gekommen, Fahrlehrerin zu werden?
Das war mir eigentlich in die Wiege gelegt. Mein Vater war Fahrlehrer, erst bei der Bundeswehr, später selbstständig. Ich war als Kind oft dabei, wenn er Busfahrer ausgebildet hat, saß in der letzten Reihe und habe zugeschaut. Die Fahrschule gehörte einfach zu unserem Familienleben. Als ich alt genug war, war für mich klar: Das will ich auch machen.
Gab es nie einen anderen Berufswunsch?
Kurzzeitig schon – ich wollte mal Goldschmiedin werden, weil mich das Kreative gereizt hat. Mein Vater meinte aber, ich solle lieber etwas anderes machen. Also habe ich beim Bosch-Dienst eine Ausbildung im kaufmännischen Bereich gemacht. Mit 21 durfte ich dann die Fahrlehrerausbildung machen und war eine der jüngsten Fahrlehrerinnen in Aalen.
Und wann kam der Schritt in die Selbstständigkeit?
Zuerst habe ich einige Jahre bei meinem Vater gearbeitet. Als meine Kinder kamen, wollte ich flexibler sein und mehr Zeit für die Familie haben. 2008 habe ich mich dann selbstständig gemacht – bei uns in Abtsgmünd, wo ich Beruf und Familie gut verbinden kann. Ich konnte die Fahrstunden so legen, dass ich mittags zu Hause war, wenn die Kinder kamen. Das war ideal.
Also eine gute Kombination aus Familie und Beruf?
Ja, das war der Hauptgedanke. Ich wollte selbstbestimmt arbeiten, flexibel sein und trotzdem eine sinnvolle Aufgabe haben. Es ging nie darum, der Hauptverdiener zu sein, sondern um eine Balance zwischen Familie, Arbeit und persönlicher Erfüllung. Natürlich hat Selbstständigkeit auch Schattenseiten – wenn ich krank bin, fällt alles auf mich zurück. Aber die Freiheit überwiegt deutlich.
Viele denken, Fahrschulen seien eine Goldgrube. Ist das so?
Nein, überhaupt nicht. Die Kosten sind hoch – Autos, Versicherung, Reparaturen. Heute kostet ein Führerschein mehr als früher, je nach Talent des Schülers. Das klingt viel, aber dafür hat man ihn ein Leben lang. Und wenn man bedenkt, dass eine Werkstattstunde heute 200 Euro kostet, ist das Preis-Leistungs-Verhältnis völlig in Ordnung.
Man hört oft, dass immer weniger junge Leute den Führerschein machen. Stimmt das?
In den Städten ja, auf dem Land eher nicht. In der Stadt kommt man mit Bahn, Bus und Fahrrad klar – da lohnt sich ein Auto kaum. Aber auf dem Land braucht fast jeder ein Auto, sonst ist man unflexibel.
Aber auf dem Land braucht fast jeder ein Auto, sonst ist man unflexibel.
Viele Familien haben sogar zwei. Ich hatte zum Beispiel eine Schülerin aus Stuttgart, die erst mit 35 den Führerschein gemacht hat, weil sie aufs Land gezogen ist und plötzlich ohne Auto nicht mehr zurechtkam.
Und was hat es mit diesen kleinen Autos, den Mikrocars, auf sich?
Das ist ein neuer Trend. Jugendliche dürfen die schon mit 15 fahren, wenn sie den Rollerführerschein (Klasse AM) machen. Gerade in ländlichen Regionen ist das praktisch, weil Busverbindungen oft schlecht sind. So kommen die Jugendlichen selbstständig zur Arbeit oder zur Schule – trocken und sicher. Der Nachteil: Mit 15 fehlt manchmal noch Reaktionsvermögen und Überblick, aber sie lernen früh, sich im Verkehr zurechtzufinden.
Merkst du Unterschiede zwischen jüngeren und älteren Fahrschülern?
Ja, deutlich. 14- oder 15-Jährige sind oft noch unkonzentriert und haben weniger Weitblick. Sie reagieren erst, wenn etwas passiert, statt vorauszudenken. Ältere Schüler mit 18 oder 19 sind fokussierter, weil sie wissen, was der Führerschein bedeutet – Freiheit und Verantwortung. Außerdem sind Dorfkinder oft weniger an Verkehr gewöhnt, weil sie zu Hause kaum Ampeln oder Kreuzungen haben.
Technisch hat sich beim Fahren ja auch viel verändert, oder?
Ja, sehr. Früher war das Schalten eine große Hürde, heute fahren die meisten Autos automatisch. Es gibt die neue Führerscheinregelung B197: Die Schüler lernen zuerst auf Automatik, machen aber auch einige Stunden auf Schaltwagen, damit sie beides können. Wer nur Automatik fährt, bekommt das im Führerschein vermerkt. Insgesamt macht Automatik das Fahren einfacher – aber mit all den modernen Assistenzsystemen und Anzeigen ist es auch anspruchsvoller geworden. Da müssen die Fahrschüler erst lernen, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.
Macht es das viele Geblinke und Geleuchte und Gefiebe im Auto für die Fahrschüler schwieriger?
Nein, da haben die gar kein Problem damit. Bei so hochtechnisch ausgestatteten Autos sind die Jungen sofort drin. Die haben ja auch den neuesten PC, Laptop oder ein iPad, wo ich manchmal Tage brauche, um mich einzuarbeiten. Die haben das gleich raus. Wo ich eher das Problem sehe, ist bei älteren Fahrern, die sich ein neues Auto kaufen. Da kommt dann einer mit einem riesigen Display, alles Touch, Automatik, und der Schalthebel ist plötzlich am Lenkrad. Dann heißt es oft: „Kannst du mir das mal erklären?“
Das heißt, die kommen dann auch zur Fahrschule?
Ja. Morgen habe ich wieder eine Fahrstunde mit einem Senior, der ein neues Auto hat und nicht klarkommt. Die Tochter hat angerufen und gefragt, ob ich mal mit ihm eine Runde fahre. Das mache ich gern.
Schön, dass ältere Leute das so machen.
Ja, es gibt Fahrschulen, die sich darauf spezialisiert haben. Man kann das aber auch in einer ganz normalen Fahrschule machen.
Gibt es denn Gesetze, wann man den Führerschein abgeben muss?
Nein, gibt es nicht. Solange ihn dir keiner wegnimmt, ist alles gut.
Und weggenommen kriegt man ihn nur, wenn man mal einen Unfall gebaut hat?
Wenn man zum Beispiel mit 87 einen Unfall hat und sich an den Hergang nicht mehr erinnern kann oder die Polizei merkt, dass kognitiv nicht mehr alles so fit ist, dann wird das ans Landratsamt gemeldet. Dann muss man eine Überprüfungsfahrt machen – mit der Fahrschule und einem TÜV-Prüfer. Der entscheidet dann, ob man weiterfahren darf, Einschränkungen bekommt oder den Führerschein verliert.
Das heißt, der Betroffene kann seinen Führerschein also auch freiwillig abgeben?
Ja, das ist eigentlich das Beste. Aber es ist schwer, weil man ein Stück Freiheit verliert – und auf dem Land auch Mobilität. Man braucht dann andere, die beim Einkaufen helfen. Ich hatte aber vor vier Jahren einen Unfall: Ich bin mit einem Schüler den Berg hochgefahren, da kam uns eine ältere Dame entgegen, die die ganze Straße gebraucht hat. Wir sind schon halb in der Wiese gestanden, trotzdem hat sie noch mit dem Spiegel mein Auto gestreift. Sie wollte bar bezahlen – da habe ich gesagt, das geht nicht, das sind Tausende von Euro. Am Ende kam raus, dass ihre Kinder schon gesagt hatten: „Oma, du darfst nicht mehr fahren.“ Aber sie ist trotzdem gefahren, weil sie ins Dorf wollte.
Also nicht nur die Jungen fahren manchmal ohne Erlaubnis, sondern auch die Alten.
Ja, genau (lacht).
Gibt es denn Unterschiede zwischen Männern und Frauen beim Fahren?
Ich denke eigentlich nicht. Jeder hält sich für den besten Autofahrer, egal ob Mann oder Frau. Frauen sind vielleicht etwas rücksichtsvoller, nicht ganz so schnell. Es kommt auch darauf an, welches Interesse jemand hat. Ich bin Fahrlehrerin, ich liebe Autos, fahre schnell, fahre Motorrad – sonst hätte ich den Job nicht. Aber wenn jemand sagt, Autofahren ist nur Mittel zum Zweck, dann ist das auch okay.
Gibt es auch Frauen, die sich besonders für Autos interessieren?
Natürlich! Eine Fahrschülerin hat mich in der zweiten Fahrstunde gefragt, wie viel PS, Hubraum und Drehmoment mein Auto hat. Da merkt man, sie liebt Autos – und solche Leute probieren natürlich auch mal aus, was das Fahrzeug kann. Wer ein Auto mit 300 PS hat, testet das irgendwann auch mal. Wer das nicht will, kauft sich kein solches Auto.
Gibt es schöne Geschichten mit deinen Fahrschülern, die dir in Erinnerung geblieben sind?
Ja, viele. Aus manchen Fahrschülern werden richtige Freunde.
Aus manchen Fahrschülern werden richtige Freunde.
Die besuchen mich, wir gehen mal essen oder treffen uns. Ich mache auch kleine Späße, etwa: Wenn du den Schulterblick vergisst, musst du mir einen Hamburger zahlen. Und wenn sie dann den Führerschein haben, heißt es oft: „Sandra, jetzt fahren wir zum McDonald’s, die erste Fahrt – und du kommst mit!“
Also gibt es gute Beziehungen, die auch über die Fahrschule hinausbleiben?
Ja, auf jeden Fall.
Und auch welche, bei denen du froh bist, wenn es vorbei ist?
Klar, das gehört dazu. Es ist wie überall: Mit manchen Menschen harmoniert man, mit anderen weniger. Das darf man als Fahrlehrerin natürlich nicht zeigen. Aber man merkt es selbst, ob jemand gesprächig ist oder einfach nur seine Pflicht macht. Ich wohne ja in der Gemeinde, sehe viele meiner Schüler wieder, rede mit den Eltern – das gehört dazu.
Ich glaube, das ist auch für eine Fahrschule das Wichtigste – dass sich herumspricht, wenn du gut bist.
Ja, Mundpropaganda ist das Beste. Da kann man noch so viel Werbung machen – wenn einer sagt: „Bei der Fahrschule, da gehst du zur Maier, die ist nett und lustig“, dann kommen die Leute.
Sind die Gebühren eigentlich geregelt, wie bei Anwälten oder Notaren?
Nein, das ist freie Kalkulation. Jeder rechnet selbst.
Gibt es also teurere „Premium“-Fahrschulen oder Billiganbieter?
Ja, beides. Ich kalkuliere so, dass meine Kosten gedeckt sind und ich etwas verdiene. Ich bilde meine Schüler schwäbisch aus – mit wenig Aufwand und Geld das beste Ergebnis.
Wie viele Fahrstunden brauchen deine Schüler im Durchschnitt?
Etwa 17 normale Übungsstunden, dazu zwölf Sonderfahrten. Nur wenige brauchen 30 oder 40 Stunden.
Ist für die Schüler eher der Preis entscheidend oder die Stimmung, also Sympathie und Spaß?
Beides. Der Preis spielt schon eine Rolle, jeder schaut aufs Geld. Aber die meisten kommen wegen der Empfehlung. Meine Preise stehen offen auf der Homepage. Ich rechne meist mit 17 Stunden, erkläre aber, dass es je nach Bedarf mehr sein kann.
Man hört ja oft, dass viele durch die Theorieprüfung fallen. Woran liegt das deiner Meinung nach?
Es ist einfach sehr anspruchsvoll. Das liegt vor allem am Gesetzesdeutsch, das da verwendet wird. Viele Fahrschüler verstehen das gar nicht. Und wir haben natürlich auch viele ausländische Mitbürger, die kein Deutsch lesen können. Für die ist das dann doppelt schwierig, weil sie erst das Gesetzesdeutsch verstehen müssen. Manche können die Prüfung auf Englisch oder in ihrer Muttersprache machen – wenn es angeboten wird. Ansonsten müssen sie halt die Sprache wählen, die sie am besten verstehen. Das ist einer der Hauptgründe, warum viele durchfallen.
Kann man die Fahrschule oder die Prüfung auch in einer anderen Sprache machen?
Die Theorieprüfung ja. Die kannst du in einer anderen Sprache ablegen. Der Unterricht bei mir ist natürlich auf Deutsch, klar. Aber wenn jemand Spanisch, Arabisch, Griechisch oder Türkisch spricht und das besser lesen und schreiben kann, dann kann er beim TÜV die Prüfung auch in dieser Sprache machen.
Die Prüfung selbst wird also vom TÜV abgenommen?
Genau, die nimmt der TÜV ab.
Wie sieht es mit modernen Autos aus? Müssen Fahrschüler all die Assistenzsysteme bedienen können?
Ja, alles, was das Auto kann, sollte der Fahrschüler auch bedienen können. Der TÜV erweitert die Vorschriften dazu regelmäßig. Momentan muss man zum Beispiel erklären können, was ein Tempomat oder ein Limiter ist. Wenn das Auto eine Einparkhilfe hat, muss der Fahrschüler wissen, wie man sie bedient. Wenn der Prüfer sagt, „Bitte parken Sie ein“, dann muss der Fahrschüler den Assistenten richtig einschalten und nutzen können. Das wird immer mehr abgefragt.
Das heißt, Fahrschüler müssen die Systeme nicht nur kennen, sondern auch praktisch bedienen?
Genau. Wenn jemand in meinem Auto fährt, das mit Einparkautomatik, Tempomat, Abstandswarner und so weiter ausgestattet ist, dann erkläre ich ihm das alles, und er darf es auch ausprobieren. Er muss es bedienen können.
Aber er muss trotzdem noch ohne Einparkhilfe einparken können?
Ja, das muss er auch können.
Das macht die Ausbildung ja eigentlich schwieriger, oder?
Auf jeden Fall. Diese ganzen Systeme sind ja oft nicht selbsterklärend.
Wie siehst du das Thema autonomes Fahren? Ist das eine Bedrohung für Fahrschulen?
Ich glaube nicht. Das autonome Fahren wird noch sehr lange dauern. Es wird sicher irgendwann kommen, aber ich denke, es wird immer irgendeine Form von Fahrerlaubnis geben – vielleicht, um ein Fahrzeug zu programmieren oder zu steuern. Das wird sich dann ändern, aber ich hoffe, bis dahin bin ich in Rente.
Wenn du privat mitfährst – stehst du dann innerlich auch auf der Bremse?
Wenn ich privat dabei bin, nicht. Wenn ich arbeite, schon. Ich kann ganz gut abschalten, wenn ich nichts schaffen muss. Wenn mein Mann fährt, schlafe ich oft einfach ein. Meine Freundinnen sagen immer: „Sandra, guck nicht so genau!“ Dann sag ich: „Du hast den Führerschein, fahr einfach.“
Wirst du eigentlich oft im Alltag um Rat gefragt, wenn es um Verkehrsregeln geht?
Oh ja! Am Telefon ruft zwar niemand an, aber wenn ich irgendwo bin – auf dem Sportplatz oder auf einem Fest – dann kommen ständig Fragen: „Wie ist das da mit dem Blinken im Kreisverkehr?“ oder „Wo genau gilt Tempo 30?“ Das passiert oft.
Stört dich das manchmal?
Manchmal schon. Ich hab ja auch mal Feierabend. Wenn’s zu tief geht, sag ich: „Ruf mich am Montag an, ich schau’s nach und schick dir den Gesetzestext.“ Aber einfache Fragen beantworte ich schon mal schnell.
Dann habe ich auch eine Frage: Diese aufgemalten Radschutzstreifen verwirren ja viele. Darf man da jetzt drüberfahren oder nicht?
Der Radfahrer muss diesen Schutzstreifen benutzen. Der Autofahrer darf ihn überfahren, wenn Gegenverkehr kommt – sonst wäre man mit dem halben Auto schon im Gegenverkehr. Aber nur, wenn kein Radfahrer drauf ist. Man muss schauen, wo der ist – vor oder hinter einem. Und wenn Gegenverkehr kommt, darf man den Streifen kurz nutzen, im Zweifel muss man anhalten.
Wie sieht dein typischer Arbeitstag aus?
Ich fange meist um sieben Uhr morgens an, mit Schülern, die vor der Schule oder Arbeit fahren. Das geht so bis zehn, halb elf. Viele Gymnasiasten fangen später an, oder ich habe jemanden im Schichtdienst. Dann mache ich eine kurze Pause, und es geht weiter – im Stundentakt zwischen Auto, Motorrad und Anhänger. Theorieunterricht gibt’s in der Regel zweimal die Woche, Dienstag und Donnerstag. Ich biete aber auch Kompaktkurse an – sieben Tage am Stück, das wird super angenommen. So können die Schüler das Thema abhaken, statt es über Wochen zu ziehen.
Wie viele Unfälle hattest du bisher?
Zwischen fünf und zehn.
So wenig?
Ja, ich bin ja dafür da, dass keiner passiert. Ich habe die Bremse – und die Kupplung. Einmal hatte ich einen schweren unverschuldeten Unfall: Wir standen an der roten Ampel, ich war schwanger, und eine Frau hat ihr Rotlicht übersehen und ist direkt in uns reingefahren. Sonst nur kleine Auffahrunfälle, aber nie durch Fahrschüler verursacht. Ich reagiere schnell, greife notfalls ins Lenkrad oder bremse.
Dein Fahrschulauto hat also noch nie einen selbstverschuldeten Unfall gehabt?
Nein, nie. Vielleicht mal einen Randstein geküsst, das passiert. Aber sonst nichts.
Da muss man ja schnell reagieren.
Absolut. Ich sage immer, ich muss hellsehen können. Ich muss früher wissen, was kommt, als mein Schüler.
Ich sage immer, ich muss hellsehen können. Ich muss früher wissen, was kommt, als mein Schüler.
Wenn ich sehe, da wird’s eng mit einem LKW, greife ich eben ein – damit der Spiegel dranbleibt.
Wie viele Kilometer fährst du pro Jahr?
So etwa 80.000.
Und beim Motorradfahren? Da kannst du ja gar nicht eingreifen.
Ja, das ist besonders heikel. Ich habe da immer ein bisschen Bauchweh. Ich lasse die Schüler lange hinter mir fahren – dann können sie im schlimmsten Fall nur in mich reinfahren. Den Schaden kann man reparieren. Erst wenn ich sicher bin, dass sie das Motorrad wirklich unter Kontrolle haben, lasse ich sie vorausfahren. Denn wenn sie falsch reagieren, kann das schlimme Folgen haben – vor allem, wenn Personen beteiligt sind. Sachschäden kann man ersetzen, aber Menschenleben nicht. Deswegen üben wir viel, auch auf dem Übungsplatz, bis ich weiß: Jetzt hat er das Ding im Griff. Einmal die Kupplung falsch geschnalzt – und du bist weg.
Wie funktioniert eigentlich die Kommunikation beim Motorradfahren? Haben die Fahrschüler ein Headset?
Ja, die haben einen Knopf im Ohr, und ich kann ihnen per Funk Kommandos geben.
Gibt es aktuell Neuerungen beim Führerschein?
Ja, das Europaparlament hat beschlossen, dass das Begleitete Fahren ab 17 europaweit eingeführt wird. Bisher gab es das nur in Deutschland und Österreich. Und es bleibt auch bei BF17, das Begleitete Fahren ab 16 kommt nicht. Außerdem hat Verkehrsminister Schnieder gesagt, der Führerschein müsse billiger werden – mal sehen, welche Regelungen da kommen. Eigentlich geht das nur, wenn man Fahrstunden streicht, aber die braucht es ja. Er spricht auch von Fahrsimulatoren, aber davon halte ich nichts. Autofahren muss man in der Realität lernen.
Also kein Fan von Fahrsimulatoren?
Nein. Vielleicht hilft es, um ein Gefühl fürs Lenken zu bekommen, aber echte Erfahrung ersetzt das nicht. Und so viel günstiger ist es auch nicht: Der Simulator kostet Geld, jemand muss ihn betreuen – das kann nur ein Fahrlehrer sein. Am Ende spart man vielleicht zehn Euro, aber der Lerneffekt ist deutlich geringer. Die Realität auf der Straße ist durch nichts zu ersetzen.
Vielen Dank, Sandra – das war ein sehr spannendes Gespräch.
Bitteschön!










